EXPERTENGREMIUM DER FDA EMPFIEHLT VERBOT LANGWIRKSAMER
SYMPATHOMIMETIKA ALS MONOPRÄPARATE BEI ASTHMA BRONCHIALE
Am 10. und 11. Dezember 2008 beriet ein von der
amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA einberufenes Expertengremium über
den Gebrauch der langwirksamen Betaagonisten Salmeterol (AEROMAX,
SEREVENT) und Formoterol (FORADIL, Generika) bei Asthma bronchiale. Eine
Neubewertung von Sicherheitsdaten war lange geplant, da sich aus
randomisierten kontrollierten Studien Risikosignale ergaben, die auf eine
erhöhte Hospitalisationsrate wegen Asthma und Zunahme lebensbedrohlicher
Exazerbationen unter langwirksamen Betaagonisten hinweisen (a-t 2006; 37:
65). Grundlage des Expertentreffens ist jetzt eine neue von Mitarbeitern
der FDA vorgelegte Metaanalyse mit knapp 61.000 Patienten aus 110 Studien
(1). Die Anwendung langwirksamer Betaagonisten führt in dieser Analyse zu
einem signifikanten Anstieg des kombinierten Endpunktes asthmabedingte
Todesfälle, Beatmungspflichtigkeit oder Krankenhausaufnahme wegen Asthma
(Risikodifferenz* (RD): 2,8; 95% Konfidenzintervall (CI) 1,1-4,5)). Es
nehmen hauptsächlich Krankenhausaufnahmen wegen Asthma zu (RD 2,6; 95% CI
0,9-4,2), aber auch die Zahl asthmabedingter Todesfälle ist erhöht (RD
0,4; 95% CI 0,1-0,7). Bei Einzelauswertung ist nur die Risikoerhöhung für
Salmeterol statistisch signifikant. Für diesen Wirkstoff liegen allerdings
auch die meisten Daten vor (zwei Drittel aller Studienpatienten).
Ob die gleichzeitige Anwendung inhalativer
Kortikosteroide vor den bedrohlichen Störwirkungen schützt, lässt sich aus
der Analyse nicht eindeutig ablesen. In Studien, in denen ihr Gebrauch
protokollgemäß geplant wird, ist kein signifikant erhöhtes Risiko
nachweisbar (RD 0,25; 95% CI -1,7 bis +2,3). Wird die Anwendung
inhalativer Kortikosteroide insgesamt berücksichtigt (also auch nicht im
Studienprotokoll geplante Anwendung), zeigt sich jedoch wieder ein
Risikosignal (RD 2,8). In Subgruppenauswertungen wird eine deutliche
Altersabhängigkeit mit erhöhtem Risiko für Kinder und Jugendliche
errechnet. Das Risiko ist ebenfalls höher für Frauen im Vergleich zu
Männern sowie für Farbige im Vergleich zu Weißen.
Das Expertengremium der FDA plädiert auf Grundlage der
vorliegenden Daten für ein Verbot der Behandlung von Asthmatikern mit
langwirksamen Betaagonisten als Monopräparate. Die Anwendung von
Fixkombinationen mit inhalativen Kortikosteroiden (in Deutschland: VIANI
(Salmeterol/Fluticason) und SYMBICORT (Formoterol/Budesonid)) wird für
akzeptabel erachtet (2).
Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidung die FDA trifft.
Sie ist nicht an Voten der von ihr angehörten Expertenkommissionen
gebunden. Im Vorfeld des Expertentreffens haben jedoch Mitarbeiter der FDA
dringend ein Verbot auch steroidhaltiger Kombinationspräparate empfohlen
(3).
Ist bei Asthma bronchiale eine Dauertherapie
erforderlich, sind inhalative Kortikosteroide Mittel der Wahl. Die
Indikation für langwirksame Betaagonisten muss zurückhaltend gestellt
werden. Im Falle der Anwendung müssen sie unbedingt mit inhalativen
Kortikosteroiden kombiniert werden.
© Redaktion arznei-telegramm, blitz-a-t 12. Dezember 2008