LEBERSCHÄDEN UNTER NATALIZUMAB (TYSABRI)
Der bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose mit hoch aktivem Verlauf zugelassene Integrin-Antikörper Natalizumab (TYSABRI; a-t 2006; 37: 69-71) kann bereits nach der ersten Infusion die Leber schädigen, warnen die Arzneimittelbehörden FDA und EMEA. Die Störwirkung tritt bei drei schwer Betroffenen zwischen dem 6. und 18. Tag nach erstmaliger Infusion auf, bei einem weiteren Patienten erst nach fünfter Anwendung.1-3 Auffällig sind massiv erhöhte Transaminasen, Bilirubinwerte bis zum 16fachen der Norm und Gelbsucht. 24 weitere Patienten erleiden leichtere Leberschäden. Alternative Ursachen finden sich nicht. Einige Patienten reagieren bei Reexposition erneut, sodass ein ursächlicher Zusammenhang mit Natalizumab wahrscheinlich ist.1,2 In Deutschland warnen die Firmen Elan und Biogen idec4 die Ärzte erst ein Vierteljahr später als in den USA.
Zulassungsstudien hatten zuvor keine Hinweise auf Leberschädlichkeit ergeben.2 Wegen teilweise tödlich verlaufener progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie wurde aber bereits bei der Zulassung die Indikation für Natalizumab stark eingeschränkt. Auch geben Meldungen über Melanome unter Natalizumab (a-t 2008; 39: 24) zu Bedenken Anlass. Angesichts der unüberschaubaren schwerwiegenden Risiken raten wir von dem unzureichend dokumentierten Integrinhemmer ab, -Red.
© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 4. Juli 2008