DUTASTERID (AVODART) BEI BENIGNER PROSTATAHYPERPLASIE |
Acht Jahre nach Finasterid (PROSCAR; a-t 1994; Nr. 12: 114) kommt jetzt mit Dutasterid (AVODART) der
zweite 5-alpha-Reduktasehemmer auf den Markt. Die Neuerung soll nicht nur mäßige bis starke Beschwerden einer benignen Prostatahyperplasie (BPH)
lindern, sondern ist zudem in Deutschland als einziges Prostatamittel ausdrücklich zur "Senkung des Risikos von akutem Harnverhalt und operativen
Eingriffen" zugelassen.1 In Ländern wie den USA findet sich diese Indikationsangabe auch bei Finasterid.
EIGENSCHAFTEN: Die 5-alpha-Reduktase katalysiert die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT). Das Enzym liegt in zwei Unterformen
vor. Während Finasterid vor allem das in der Prostata vorkommende Isoenzym II hemmt, blockiert Dutasterid beide Unterformen. Dadurch senkt es die DHT-
Konzentration im Blutserum stärker als Finasterid, nicht aber am Wirkort, in der Vorsteherdrüse.2
Dutasterid hat eine lange Halbwertszeit von drei bis fünf Wochen (Finasterid: sechs bis acht Stunden). Es wird extensiv verstoffwechselt, unter anderem durch
Zytochrom P 450 3A4 und 3A5. Durchschnittlich 11,5% der aufgenommenen Menge finden sich unverändert in der Samenflüssigkeit.1
WIRKSAMKEIT: Die Daten aus drei Phase-III-Studien sind zusammengefasst veröffentlicht.3 Insgesamt 4.325 Männer mit
mäßigen bis starken Symptomen einer BPH und einem Prostatavolumen von mindestens 30 cm3 nehmen zwei Jahre lang täglich 0,5 mg Dutasterid
oder Plazebo ein. Rund ein Drittel scheidet vorzeitig aus, vor allem wegen mangelnder Wirksamkeit oder Störwirkungen. In der Veröffentlichung werden
ihre Daten in den meisten Auswertungen nicht berücksichtigt. Diese Ergebnisse sind daher nicht aussagekräftig. Dutasterid soll demnach BPH-typische
Beschwerden stärker bessern als das Scheinmedikament (von eingangs 17 Punkten um 4,5 bzw. 2,3 Punkte*, ein primärer Endpunkt). Ein statistisch
fassbarer Unterschied lässt sich frühestens nach sechs Behandlungsmonaten erkennen.3 Zumindest in den ersten zwölf Monaten sollen
nach einer Auswertung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA nur Männer mit einem Prostatavolumen über 40 cm3 profitieren.4
Bei zwei weiteren Ereignissen sind die Daten vollständiger: Dutasterid senkt das Risiko eines akuten Harnverhalts (weiterer primärer Endpunkt)
innerhalb von zwei Jahren von 4,2% auf 1,8% (Number needed to treat [NNT]Jahr = 83) und die Rate BPH-bedingter chirurgischer Eingriffe
(sekundärer Endpunkt) von 4,1% auf 2,2% (NNTJahr = 105).3
Vergleichsstudien mit Finasterid sind nicht veröffentlicht. Die beiden Prostatamittel scheinen aber Beschwerden und Komplikationen einer BPH sowie
Prostatavolumen und maximale Harnflussrate in ähnlichem Ausmaß zu beeinflussen.4,5
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: Mit den auch für Finasterid typischen antiandrogenen Störwirkungen wie Impotenz (7%), Libidoverlust
(4%), Ejakulationsstörungen (2%) und Gynäkomastie (2%) ist zu rechnen.3 Bis Ende 2002 sind zwei der mit Dutasterid behandelten Männer
an Brustkrebs erkrankt (in der Plazebogruppe einer).1 Wie Finasterid ist auch Dutasterid für männliche Feten teratogen. Da es über die Haut
aufgenommen wird, sollen Frauen, Kinder und Jugendliche die Kapseln nicht anfassen. Bei möglicher Schwangerschaft der Partnerin ist ein Kondom zu
verwenden.1 Laut US-amerikanischer Fachinformation sollen Männer nach Absetzen von Dutasterid sechs Monate lang kein Blut spenden.
KOSTEN: Die Behandlung mit Dutasterid (AVODART; 0,5 mg/Tag) kostet 50 €/Monat und damit soviel wie mit Finasterid (PROSCAR; 5 mg/Tag).

Der zweite 5-alpha-Reduktasehemmer Dutasterid (AVODART) soll
Beschwerden einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) bessern. Er senkt das Risiko eines akuten Harnverhalts innerhalb von zwei Jahren um 2,4% sowie die Rate
BPH-bedingter chirurgischer Eingriffe um 1,9%.
Die Scheininnovation ist nicht besser als Finasterid (PROSCAR). Die lange
Halbwertszeit von Dutasterid (drei bis fünf Wochen) erachten wir als Nachteil. Wir ziehen das besser erprobte Finasterid vor.
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