LEBENSBEDROHLICHE ARRHYTHMIEN AUCH NACH ASTEMIZOL (HISMANAL) |
Für das nicht verschreibungspflichtige Antihistaminikum Terfenadin (TELDANE u.a.) sind lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
einschließlich Torsades de pointes (chaotische Kammertachykardie) bekannt (vgl. a-t 11 [1991], 106 und 7 [1992], 72) sowie nach Überdosierungen des ebenfalls gering sedierenden Antihistaminikums Astemizol
(HISMANAL, vgl. a-t 6 [1987], 54). Offensichtlich beeinträchtigen schon gering erhöhte und möglicherweise bereits normale Astemizol-Dosierungen
die Herzfunktion.
Innerhalb von knapp vier Jahren erhielt die US-amerikanische FDA 44 Meldungen über schwere Herz-Kreislauf-Zwischenfälle, neun davon tödlich,
z.T. nach beabsichtigter Überdosierung. Bereits nach Verdoppelung der Dosis auf zwei Tabletten zu 10 mg sind Rhythmusstörungen aufgetreten. In einem
Dear-Doctor-Letter weist Janssen (USA) US-Ärzte auf das Risiko zu hoher Dosen hin: "Seltene Fälle schwerer kardiovaskulärer Ereignisse
einschließlich Tod, Herzstillstand, QT-Verlängerung, Torsades de pointes (eine seltene Arrhythmie) und andere ventrikuläre Arrhythmien wurden bei
Patienten beobachtet, die die empfohlene Dosierung überschritten."1 Möglicherweise nimmt die Kardiotoxizität wie bei Terfenadin
durch Kombination mit Erythromycin (ERYCINUM u.a.) zu.2 Die Tageshöchstdosis darf auch zu Behandlungsbeginn 10 mg Astemizol nicht
überschreiten.3
Gleichzeitig wird gewarnt, daß Patienten mit Lebererkrankungen Astemizol generell nicht einnehmen sollen. Das Antihistaminikum mit extrem langer
Halbwertszeit von zehn Tagen wird vor allem in der Leber verstoffwechselt. Leberkranke laufen Gefahr einer exzessiven Kumulation.
NETZWERK-Melder beschreiben Tachykardien/ Tachyarrhythmien in Verbindung mit normalen Astemizol-Dosierungen (Berichte 2562, 4222 und
5112): Eine 43jährige Patientin entwickelte nach täglich einer Tablette ventrikuläre Tachykardien, "für die sich auch nach intensiver
stationärer Diagnostik kein kardiopathogenes Äquivalent fand". Leberfunktionsstörungen und systemische Begleitmedikation lagen nicht
vor.
FAZIT: Möglicherweise bereits im üblichen Dosierungsbereich, besonders jedoch bereits bei geringer Überdosis des Antihistaminikums
Astemizol (HISMANAL) besteht die Gefahr lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen. Leberkranke dürfen das Mittel nicht einnehmen, da sonst
beträchtliche Mengen des Antihistaminikums kumulieren können. Solche in der Rote Liste 1992 nicht erwähnten Komplikationen und Risiken
erfordern unseres Erachtens die Verschreibungspflicht für das Antihistaminikum und Dosisbeschränkungen.
1 | Scrip 1739 (1992), 20 |
2 | Lancet 340 (1992), 542 |
3 | NIGHTINGALE, S. L.: J. Am. Med. Ass. 268 (1992), 705 |
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