DISKUSSION UM ANTIDEPRESSIVA |
Ihr Artikel über die sehr geringe, wenn man genauer hinschaut (wie es z.B. die FDA getan hat) gegen Null gehende Wirksamkeit von
Antidepressiva und insbesondere auch von SSRI als gemitteltes Ergebnis aller Studien (a-t 2005; 36: 45-6) hat sicher
viele Leser des a-t schockiert. Dennoch entspricht er einer sich auf Daten und auch ärztliche Erfahrungen stützenden, in jüngster Zeit vernehmlicher
gewordenen Argumentation und auch meiner eigenen diesbezüglich zunehmend kritischer gewordenen Position, mit der ich freilich bei den meisten
psychiatrischen Fachkollegen auf bares Unverständnis stoße. Es wird dann allemal das Argument hervorgezogen, dass, wenn man solche Ansichten
publik mache, die mühsam erreichte geschärfte Wahrnehmung der Diagnose Depression und die Realisierung des Wissens um ihre grundsätzliche
Behandelbarkeit antagonisiert würden, und man wieder ansteigende Suizidziffern zu erwarten habe...
Ich möchte nicht ausschließen, dass wir in der Zukunft eine Reevaluation des tatsächlichen Stellenwertes von Antidepressiva bei differenzierten
Zielpopulationen bekommen werden, wie wir sie jetzt bei dem Thema "Hormone in den Wechseljahren" erleben.
Prof. B. MÜLLER-OERLINGHAUSEN (Arzt für Klinische Pharmakologie,
Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft)
D-10623 Berlin
Interessenkonflikt:keiner
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