FEHLBILDUNGEN IN VERBINDUNG MIT ANTIALLERGIKUM LORATADIN (LISINO U.A.) |
Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA überprüft derzeit die Sicherheitsdaten des Antiallergikums Loratadin (LISINO u.a.).
Auslöser ist eine auffällig hohe Zahl von Fehlbildungen bei Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft Loratadin eingenommen haben. Im
schwedischen medizinischen Geburtsregister ist 15-mal offene Harnröhre (Hypospadie) unter 2.780 Kindern nach Exposition der Mutter in der
Frühschwangerschaft erfasst. Dies entspricht einer Hypospadie auf 185 Schwangerschaften beziehungsweise einem Bericht auf etwa 90 männliche
Neugeborene. Insgesamt soll das Vorkommen dreifach höher sein als die natürliche Inzidenz. Aus anderen europäischen Ländern liegen keine
Berichte vor.1 Antiandrogene Effekte als mögliche Auslöser von Hypospadien ließen sich nicht nachweisen.2
Das rezeptfrei und in zahlreichen Generika erhältliche Loratadin und sein (verschreibungspflichtiger) Hauptmetabolit Desloratadin (AERIUS) sind vorsorglich in
der Frühschwangerschaft zu meiden. Im ersten Trimenon sind generell ältere Antihistaminika wie Clemastin (TAVEGIL) und Dimetinden (FENISTIL) den
neueren geringer sedierenden Abkömmlingen vorzuziehen. Beim derzeitigen Kenntnisstand rechtfertigt die versehentliche Einnahme der weniger gut
dokumentierten neueren Antiallergika jedoch weder einen risikobegründeten Schwangerschaftsabbruch noch invasive Diagnostik.3
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