LAIENWERBUNG: ZUNEHMENDER DRUCK AUF VERSCHREIBUNGSVERHALTEN |
"Volkskrankheit Sodbrennen" (vgl. a-t 2000; 31: 86-7) - "Kennen Sie Ihren
LDL-Cholesterin-Spiegel": derartige millionenschwere Werbekampagnen in großen Illustrierten (z.B. eine ganze Seite im "Stern") benutzen
zunehmend Angstschürung beim (potenziellen) Patienten als Vehikel zur Umsatzsteigerung teurer neuer Pharmazeutika. Vielleicht könnten Sie mal
recherchieren und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen, wer hinter der "Gastro-Liga" steckt, die das verbreitete Sodbrennen als
Krebsvorboten* angesehen haben möchte - oder wer die "Herz-Liga" finanziert (deren Werbe-Logo unschwer als identisch mit dem Logo von
SORTIS zu identifizieren ist), die glauben machen möchte, ohne Senkung des Cholesterins müsse der Herzinfarkt kommen...
Interessant wäre vielleicht auch, welche "conflicts of interest" den Maastricht 2-2000 Consensus Report zustande gebracht haben, von dem im
Deutschen Ärzteblatt an exponierter Stelle1 berichtet wird, dass nun auch "alle Patienten, die dies wünschen" mit
Protonenpumpenhemmern behandelt werden sollen.
Hier schließt sich der Kreis: Die Nachfrage der Patienten mit Angstmache anheizen. Hierfür bewährtes Mittel: immer von relativer Risikoreduktion
sprechen - nie von der absoluten Höhe der Risiken (vgl. a-t 1998; Nr. 5: 47-50) - was
für den Patienten viel aussagekräftiger wäre! Möglichst zeitgleich wird dann in der Fachpresse mit vollmundigen "Consensus-
Erklärungen" für Akzeptanz dieser Nachfrage bei den Ärzten gesorgt. Dass in diesen "Erklärungen" schon lange nicht mehr
von möglichen Risiken, Nebenwirkungen oder gar Kosten die Rede ist, daran haben wir (und die Fachpresse) uns offenbar schon gewöhnt...
Dr. med. M. IPPEN (Arzt für Allgemeinmedizin)
D-20359 Hamburg

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Hierfür wird in der Regel LAGERGREN, J. et al. zitiert (N. Engl. J. Med.
1999; 340: 825-31). Im Original (und wer holt sich das schon?!) ist hierzu zu
lesen: „We found no indication that treatment of reflux reduced the risk of
esophageal cancer. In fact, patients who received medical treatment had a
higher risk than those who did not.”
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