Immunreaktionen auf intramuskuläre Injektionen von Silikonöl (PARAVAC): Die Vorstellung, dass es notwendig oder sinnvoll sei, die
körpereigene "Abwehr" allgemein zu stärken, ist verbreitet. Akute allergische Reaktionen und chronische Autoimmunerkrankungen
gehören zu den Risiken von Immunstimulantien wie Echinacea-Extrakt (ECHINACIN u.a.), besonders bei parenteraler Anwendung (a-t 12 [1996], 123). Jetzt
erhalten wir zwei Berichte über Patienten, denen Silikonöl (PARAVAC) zur "Stimulierung der körpereigenen Abwehr" intramuskulär
injiziert wurde. Ein 76-jähriger Rentner mit chronischer Bronchitis reagiert auf jede Injektion mit Fieber bis 39 Grad Celsius. Der Patient fühlt sich müde,
abgeschlagen, leidet zunehmend unter Glieder- und Gelenkschmerzen, allergisch bedingtem Asthma und nimmt unter der über Monate fortgeführten
Behandlung 12 kg ab. Beschleunigte Blutsenkung, erhöhtes C-reaktives Protein und Immunglobulin G3 weisen auf eine Autoimmunerkrankung hin
(NETZWERK-Bericht 9512). Auch ein junger Mann mit Neurodermitis bekommt während einer PARAVAC-Injektionsserie Fieber und nimmt ab. Seine
Neurodermitis verstärkt sich und ist zeitweise kortisonpflichtig (Bericht 9511). Silikonhaltige Brustprothesen stehen seit langem im Verdacht,
Autoimmunerkrankungen auszulösen (a-t 4 [1989], 42; 9 [1993], 92). Die Injektion von flüssigem
Silikonöl in das Gewebe zur "Glättung" von Falten, z.B. im Gesicht, gilt als ärztlicher Kunstfehler (Bundestagsdrucksache 13/10407 vom
14. April 1998, Seite 8). Passend zum Konzept der "Immunstimulation" deutet die PARAVAC-anbietende Dr. Exner GmbH Störwirkungen wie
Entzündungsreaktion und Fieber als Beleg für die Wirksamkeit um (PARAVAC-Patienteninformation 2/1997). PARAVAC wird unter Umgehung einer
Zulassung formal als Rezeptur in den Verkehr gebracht. Die zuständige Landesbehörde ist inzwischen eingeschaltet (BfArM: Schreiben vom 26. Mai
1998; ati d). Wir erachten PARAVAC als bedenkliches und daher nicht verkehrsfähiges Arzneimittel. Leser, die Kenntnis von Anwendungsfolgen des Mittels
haben, bitten wir um Bericht an das NETZWERK, -Red.
|
© 1998 arznei-telegramm |