Zum Stellenwert von Johanniskraut (JARSIN u.a.): Rund ein Drittel aller 1997 in deutschen Apotheken verkauften Mittel gegen Depressionen
enthielten Johanniskraut (JARSIN, KIRA u.a.). JARSIN nimmt 1996 mit fast 2 Millionen Verordnungen Rang 1 der zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung
verordneten Antidepressiva ein und liegt damit vor Trizyklika wie Doxepin (APONAL, 1,5 Millionen Verordnungen) und Amitriptylin (SAROTEN, 1,4 Mio.). Angesichts
der unzureichenden Nutzenbelege erstaunt diese Dominanz für ein Phytopharmakon, dessen aktive Bestandteile unbekannt sind. Eine Standardisierung auf
Hypericin gilt als nicht sinnvoll (a-t 8 [1996], 81). Unsere US-amerikanische Schwesterzeitschrift Medical Letter fordert
bessere Studien, um Nutzen und Risiken beurteilen zu können. Zwar gibt es In-vitro-Daten zum Einfluss von Johanniskraut auf verschiedene Neurotransmitter
wie Serotonin und Noradrenalin, doch bleibt offen, ob es überhaupt die Blut-Hirn-Schranke überwindet. In den USA hat Johanniskraut bis heute nur den
Status eines "Nahrungsergänzungsmittels" (Med. Letter 39 [1997], 107 / ati d). Bei dieser Datenlage kann unseres Erachtens die Verwendung von
Hypericum-Präparaten allenfalls in Einzelfällen bei leichten depressiven Verstimmungen in Erwägung gezogen werden (a-t 1 [1998], 3). Bei AIDS und chronischer Hepatitis C lässt sich ein Nutzen von Hypericin bei der Senkung der
Viruslast nicht absichern. Entsprechende Studien wurden jetzt eingestellt. Weiter untersucht wird hingegen die örtliche Anwendung des phototoxischen
Johanniskraut-Bestandteils bei Hauterkrankungen wie Psoriasis oder kutanem T-Zell-Syndrom (Scrip 2301 [1998], 16 / ati d).
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