ALLERGIE: FEXOFENADIN (TELFAST) STATT TERFENADIN (TELDANE u.a.)? |
Noch bevor das Antiallergikum Terfenadin (TELDANE u.a.) zum Jahreswechsel wegen potentieller Herzschädlichkeit (a-t 5 [1997], 57) verschreibungspflichtig wird, bringt die Hoechst AG das Nachfolgeprodukt Fexofenadin (TELFAST) auf
den Markt. Der wirksame Metabolit von Terfenadin (Terfenadinsäure) soll nach heutiger Kenntnis nicht die kardiotoxischen Risiken der Muttersubstanz
besitzen. In Kombination mit Erythromycin (ERYCINUM u.a.) oder Ketoconazol (NIZORAL) steigen die Fexofenadin-Plasmaspiegel, anscheinend ohne das QTc-
Intervall im EKG zu verlängern.
Die unerwünschten Wirkungen des relativ gering sedierenden Fexofenadin schließen Kopfschmerzen, Dysmenorrhoe (1,3%), Dyspepsie (1,3%),
Übelkeit (1,6%) und Müdigkeit (1,3%) ein.1 "Auch wenn Fexofenadin gut vertragen zu werden scheint, sollten sich die Fachkreise
darüber im Klaren sein, dass die Zulassung auf Studien von zweiwöchiger Dauer basiert,"2 kommentieren Autoren der australischen
Arzneibehörde. Nach Auffassung von Hoechst gelten die umfangreichen Erfahrungen mit Terfenadin hingegen auch für die Neuerung, die "uns die
Leber geschenkt" hat.3,4
TERFENADIN (TELDANE U.A.) MUSS VOM MARKT
Spätestens die Einführung von Fexofenadin (TELFAST) wäre der geeignete Zeitpunkt für Hersteller und Arzneimittelbehörde, sich vom
riskanten Terfenadin (TELDANE u.a.) zu trennen.
Es widerspricht den Grundsätzen des vorbeugenden Verbraucherschutzes, ein Mittel weiterhin anzubieten, das keine Vorteile gegenüber Fexofenadin
oder anderen geringer sedierenden Antiallergika besitzt, aber lebensbedrohliche Risiken birgt.
Wir vermissen eine vorwärts gerichtete Strategie, erkannte Gefahren wirksam zu verhindern. Auf der anderen Seite zahlt Hoechst Wiedergutmachung für
angerichtetes Leid (Seite 127). Was nützt ein "weltweit gespanntes Sicherheitsnetz", dessen sich Hoechst
rühmt,5 wenn daraus keine Maßnahmen zur Risikoabwehr folgen?
In Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien und Luxemburg haben die Behörden Terfenadin vom Markt genommen, in den USA und in der Schweiz wird
versucht, die Rücknahme zu bewirken (a-t 1 [1997], 16). |
Die Kosten der Tagesdosis zu 120 mg Fexofenadin (TELFAST; 1,35 DM) liegen 10% unter denen des Cetirizin-Originals ZYRTEC (1,51 DM/10 mg) und
auf gleichem Niveau wie importiertes ZYRTEC (1,36 DM). Die 180 mg Dosis ist indes mit 1,78 DM 18% bzw. 30% teurer.
FAZIT: Der aktive Terfenadin (TELDANE u.a.)-Metabolit Fexofenadin (TELFAST) scheint nicht die kardiotoxischen Risiken der Muttersubstanz zu besitzen,
deren Marktrücknahme überfällig ist (Kasten). Solange größere dokumentierte Erfahrungen mit Fexofenadin fehlen, halten wir andere wenig
sedierende Antiallergika wie Cetirizin (ZYRTEC) für besser geeignet.
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