Antiarrhythmikum Amiodaron (CORDAREX) - an Lungenschäden denken: Ein 69jähriger Rentner aus dem Ruhrgebiet mit Herzinfarkt
und Kammerflimmern in der Vorgeschichte erkrankt nach zweijähriger Einnahme von täglich 200 mg Amiodaron (CORDAREX) lebensbedrohlich an akuter
Alveolitis. Unter hoch dosierten Kortikosteroiden erholt er sich innerhalb von acht Wochen (NETZWERK-Bericht 6248). Der Oberarzt eines Westfalener
Krankenhauses berichtet über eine 54jährige, die täglich 300 mg des Antiarrhythmikums wegen maligner Kammertachykardie einnimmt. Zwei Jahre
später wird histologisch eine ausgedehnte Lungenfibrose nachgewiesen, an der sie kurz darauf verstirbt (3660). Bei einem 58jährigen fallen nach
neunmonatiger Einnahme beidseitige Pneumonitis und Pleuraergüsse auf (5178). Amiodaron kann das Lungengewebe sowohl durch immunologische
Reaktionen als auch direkt schädigen. Typische Veränderungen wie Lungenfibrose, Pneumonitis oder Alveolitis treten bei Tagesdosierungen von 400 mg
etwa bei jedem Zehnten auf und enden für einen von zehn Betroffenen tödlich. Vor allem bei älteren Menschen mit pulmonalen Vorerkrankungen
kommen Lungenschäden unabhängig von Dosis und Dauer der Behandlung vor. Die eher unspezifischen Symptome der Amiodaron-Lunge, z.B. Husten
und Luftnot, werden häufig fälschlich der kardialen oder pulmonalen Grunderkrankung zugeschrieben. Rechtzeitig erkannt, bilden sich die
Veränderungen zumeist zurück, wenn auch wegen der extrem langen Halbwertszeit von Amiodaron von drei Monaten und länger mitunter erst nach
Monaten. Der Nutzen von Kortikosteroiden ist fraglich (JESSURUN, G. A., H. J. CRIJNS: Brit. Med. J. 314 (1997), 619/ati d).
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