Schwangerschaft - Wartezeit nach Absetzen des Psoriasis-Retinoids Acitretin (NEOTIGASON): Die Roche AG ersetzte 1992 das Retinoid
Etretinat (TIGASON) zur Behandlung der schweren therapieresistenten Schuppenflechte durch dessen Metaboliten Acitretin (NEOTIGASON). Wegen der
kürzeren Halbwertszeit der Nachfolgesubstanz (2 statt 120 Tage) erachtete sie das Risiko von Fehlbildungen in der Schwangerschaft für geringer.
Allerdings wird Acitretin von einem Teil der Patienten zu Etretinat rückverstoffwechselt, ohne dass man vorher weiß, wer betroffen sein wird (a-t 1 [1993], 4). Lässt sich die Behandlung einer gebärfähigen Frau mit Acitretin nicht umgehen, sind
deshalb - wie bei Etretinat - strikte empfängnisverhütende Maßnahmen bis zwei Jahre nach Absetzen der Behandlung einzuhalten. Die US-
amerikanische Arzneimittelbehörde FDA will jetzt den Zeitraum auf "mindestens drei Jahre" verlängern. Die Formulierung soll andeuten, dass
auch nach mehrjähriger Wartezeit ein Einfluss des Teratogens auf das Kind nicht ausgeschlossen werden kann. Alkohol fördert anscheinend
dosisabhängig die unerwünschte Rückverstoffwechselung von Acitretin zu Etretinat, möglicherweise durch direkte Bildung des Ethylesters
Etretinat aus Acitretin oder durch Beeinflussung der Azetyl-Koenzym-A-Konzentration. In verschiedenen Studien findet sich nach Einnahme von Acitretin in
Verbindung mit Alkoholika Etretinat bei 6% bis 100% der Personen im Blutplasma und zum Teil im Fettgewebe. Ohne Alkohol schlägt der Nachweis in einer
Roche-Studie zwei Tage nach der Einnahme fehl. Zuverlässige Daten zum fruchtschädigenden Potential von Etretinat stehen aus. Nach Auswertung von
Fallberichten durch den Hersteller soll bei Einnahme von Acitretin in der Schwangerschaft jede vierte Frau ein Kind mit Fehlbildungen bekommen. Ein Jahr nach
Absetzen der Therapie scheint jedes 20. Kind betroffen zu sein. Offen bleibt, ob auch andere Enzyminduktoren wie Barbiturate und Rifampicin (RIFA u.a.) oder
Enzymhemmer wie Ketoconazol (NIZORAL) und Cimetidin (TAGAMET u.a.) zur Entstehung von Etretinat im Körper beitragen (AULT, A.: Lancet 349 [1997],
1231; ALMOND-ROESLER, B., C. E. ORFANOS: Hautarzt 47 [1996], 173; Scrip 2226 [1997], 19).
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