Insuline: Wirkungsabnahme durch Sonne und Hitze? Ein 37jähriger Nervenarzt mit Typ-I-Diabetes bemerkt im Juli dieses Jahres zweimal
einen Wirkungsverlust seines stets im Kühlschrank oder im Schatten aufbewahrten Protamin-Insulins vom Schwein (INSULATARD u.a.). Er fühlt sich
kraftlos, bekommt Durst und muß Hyperglykämien mit Altinsulin behandeln. Später beobachtet er Verklumpungen in ungeöffneten, bei ihm im
Kühlschrank gelagerten Ampullen (NETZWERK-Bericht 7403). In einer Studie mit 440 Diabetikern finden sich die mit verminderter Wirksamkeit einhergehenden
Ausflockungen nur in Protaminsulfat-haltigem Humaninsulin der Firma Lilly (BENSON, E. A. et al.: Diabetes Care 11 [1988], 563). Ein 37jähriger Zuckerkranker
entwickelt auf einer Tropenreise unter Insulintherapie (INSULIN PROTAPHAN HM u. a.) Sehstörungen, die im Verlauf von zwei Wochen so stark zunehmen,
daß er Bücher und Zeitungen nicht mehr lesen kann. Der Insulinbedarf ist geringer als zu Hause. Zwei Tage nach der Heimreise kehrt die volle Sehkraft
zurück. Die berichtende Apothekerin vermutet, daß Sonneneinstrahlung das Insulin beeinträchtigt hat (Bericht 7398). Ein Internist aus Bayern
berichtet uns über einen Diabetiker, der sich HUMINSULIN NORMAL 100 über eine Pumpe mit PVC-Infusionsset zuführt. Bei
Außentemperaturen von 38 Grad Celsius steigt der Blutzuckerwert auf über 500 mg% an (Bericht 1751). Insulin wird je nach Oberfläche und
Flußrate bis zu 50% an Infusionskatheter aus PVC adsorbiert (s. auch a-t 12 [1991], 115). Zudem sind PVC-
Materialien durchlässig für CO2, das den Insulin-pH-Wert und damit seine physikochemischen Eigenschaften ändert. Hitze fördert
wahrscheinlich diese Prozesse. Zu empfehlen sind für Insulininfusionen z.B. Polyethylen-Katheter (E. CHANTELAU, persönliche Mitteilung).
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