DER GLÄSERNE VERORDNER |
Wiederholt ist mir von Instituten wie dem medimed GmbH Institut für medizinisch-pharmazeutische Information aus Heidelberg
angeboten worden, wichtige monatsaktuelle Analysedaten (Arzneimittelausgaben und -verordnungen) für die eigene Praxis zur Verfügung zu stellen.
Speziell dieses Angebot wurde mir sogar von meinem Softwaresystemhaus mit dem Hinweis auf eine jährliche Vergütung von DM 900 übersandt.
Aber auch von anderen Firmen gibt es solche Angebote...
T. CRAMER (Neurologe)
D-30161 Hannover
Wer einer "Praxisanalyse" zustimmt, erlaubt beispielsweise der IMS Health GmbH, Arztdaten einschließlich KV-Nummer von den
Apothekenrechenzentren zu beziehen und mit den Verordnungsdaten zu verknüpfen. Gleichzeitig werden auch "der pharmazeutischen Industrie
Nutzungsrechte, Verwertungsrechte und sonstige Rechte" an den Daten zugestanden.1 Damit sollen "Pharmareferentenbesuche noch besser
auf die persönlichen Bedürfnisse der Ärzte" abgestimmt werden.2
Solche Ausforschungen ermöglichen es den Herstellern, Marketingaktionen gezielt zu steuern. Pharmareferenten wissen dann genau, welche Produkte sie
bewerben müssen. Andererseits wird auch der Wirkungsgrad der Ärztebesucher für die Firmen kontrollierbar. Selbst Persönlichkeitsprofile der
Verordner lassen sich ableiten: Verordnet er beispielsweise zurückhaltend oder ist er für Werbung und Geschenke "anfällig", wählt er
eher bewährte Arzneimittel oder jeweils aktuelle Neuerungen u.a. Die von den Instituten angebotenen Honorare erscheinen uns nur als Taschengeld
angesichts der geldwerten Einblicke, die Hersteller in die Verordnungsroutine des einzelnen Arztes gewinnen, - Red.
1 IMS Health Deutschland GmbH: Vereinbarung Praxisanalyse
2 Anschreiben der IMS Health Deutschland GmbH, August 1999
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