Schöllkraut - rezeptfrei und lebertoxisch: Zwei Jahre nach unserer ersten Mitteilung über zwei Leberentzündungen in Verbindung
mit Schöllkrautextrakt (a-t 11 [1997], 118) liegen jetzt elf Berichte an unser NETZWERK vor. Die Meldungen
umfassen Brechreiz und Druckgefühl in der Lebergegend (6864, 6906), akute Gelbsucht (9172) sowie Hepatitis (8143, 9332, 9416, 9978, 9979, 9980, 10008)
und toxische Leberschädigung (9333). Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft dokumentiert achtmal Hepatitis nach Schöllkrautextrakt
(Dtsch. Ärztebl. 95 [1998], C-1983). In den Fachinformationen schöllkrauthaltiger Fertigarzneimittel sind Lebererkrankungen und gleichzeitige Einnahme
anderer leberschädigender Stoffe inzwischen als relative Gegenanzeigen und Leberfunktionsstörungen bis hin zu medikamentös-toxischer Hepatitis
als Nebenwirkung deklariert. Bei Anwendung über mehr als vier Wochen soll die Leberfunktion kontrolliert werden. Diese Empfehlung ist für rezeptfreie
Arzneimittel, die für die Selbstmedikation propagiert werden, unsinnig. Laien, die die gegen "Galle- und Lebererkrankungen" angebotenen Mittel (z.B.
H&S GALLE- UND LEBERTEE) einnehmen, werden lebertoxische Effekte in der Regel nicht erkennen, sondern auf die Grunderkrankung zurückführen.
Angesichts der unzureichenden Wirksamkeitsbelege würde auch eine Unterstellung unter die Verschreibungspflicht nicht ausreichen, sondern einzig die
Marktrücknahme Schöllkraut-haltiger Produkte, -Red.
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