BLUTUNGEN UNTER SELEKTIVEN SEROTONIN-WIEDERAUFNAHMEHEMMERN |
Das australische Arzneimittelkomitee warnt vor Blutungen und Hämatomen in Verbindung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern
(SSRI).1 Es scheint sich um einen Klasseneffekt zu handeln. Nach Produktinformationen der vier in den USA verfügbaren Abkömmlinge betreffen
punktförmige oder flächige Hautblutungen, Nasenbluten und Blutungen im Magen-Darm- oder Urogenitaltrakt bis zu 1% der Anwender.2 Eine
tödliche Subduralblutung unter Fluoxetin (FLUCTIN u.a.) ist beschrieben.3
SSRI hemmen nicht nur die Aufnahme von Serotonin in Nervenzellen, sondern auch in Blutplättchen. Unter langfristiger Einnahme sinkt die
Serotoninkonzentration im Plasma. Niedriger Serotoningehalt in Plättchen und Plasma stört die Thrombozytenaggregation und aktiviert das fibrinolytische
System.4 Die Antidepressiva können zwar auch die Thrombozytenzahl senken, dies scheint jedoch von untergeordneter Bedeutung. Die Mehrzahl der
an die australische Arzneimittelbehörde berichteten Blutungszwischenfälle ereignete sich bei normaler Plättchenzahl.1
SSRI verstärken außerdem die gerinnungshemmende Wirkung oraler Antikoagulantien, indem sie die Cumarine aus der Plasma-Eiweißbindung
verdrängen und ihren Abbau durch CYP-450-Enzyme der Leber blockieren. Bei Komedikation soll anfangs der Quick-Wert häufiger kontrolliert
weren.4 Paroxetin (SEROXAT, TAGONIS) darf nach Herstellerinformation nicht mit oralen Antikoagulantien kombiniert werden.5
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