Arzneimittelbedingte Alpträume: Wenn Menschen, die sonst immer gut schlafen, plötzlich über Alpträume klagen, kommt
auch die Arzneimittelanwendung als Ursache in Betracht. Dem NETZWERK gingen in diesem Zusammenhang 51 Berichte zu. Mit 15 Meldungen stehen die für
ihre vielfältigen zentralnervösen Störwirkungen bekannten Gyrasehemmer (a-t 8 [1995], 87) als
Auslöser an der Spitze ("Gespenster in langen weißen Gewändern" u.ä.). Betablocker können die Ausschüttung des
Neurohormons Melatonin hemmen, dem schlaffördernde Eigenschaften zugeschrieben werden (vgl. a-t 3 [1987], 30). "Angstträume bis zum
Suizidimpuls im Traum" eines 62jährigen Rentners unter der Kombination Metoprolol plus Hydrochlorothiazid (METO COMP-RATIOPHARM) bessern sich
nach Absetzen prompt. Atenolol plus Chlorthalidon (TENERETIC) hatte er zuvor gut vertragen (NETZWERK-Bericht 7055). Dies bestätigt die Annahme,
daß geringer lipidlösliche Betablocker den Schlaf weniger stören (a-t 4 [1986], 30). Internisten aus Saarbrücken berichten über eine Frau,
die nach monatelanger einmal wöchentlicher Einnahme des Antimetaboliten Methotrexat (METHOTREXAT "LEDERLE") gegen chronische
Polyarthritis jeweils einen Tag später Alpträume erlebt, die lediglich eines banalen Auslösers wie z.B. eines Fernsehfilms bedürfen. Die an den
anderen Tagen psychisch ausgeglichene Patientin "wage an den fraglichen Tagen nicht mehr fernzusehen" (7053). Weitere Meldungen nennen unter
anderem die H2 -Antagonisten Famotidin (PEPDUL, 6752) und Nizatidin (GASTRAX, 3421, 5282), das Virustatikum Aciclovir (ZOVIRAX, 6543, 7095, 7221), die
nichtsteroidalen Antirheumatika Ibuprofen (ESPRENIT, 3658) und Tenoxicam (LIMAN, "Alpträume erstmals im Leben", 2661), den ACE-Hemmer
Enalapril (XANEF, 7791) und das Hypnotikum Zolpidem (STILNOX; vgl. a-t 3 [1992], 32). Mehreren Männern und
Frauen raubt die Raucherentwöhnung mit Nikotinpflaster (NICOTINELL TTS u.a.) den Schlaf. Die berichtende Berliner Ärztin findet einen "Zusatz im
Beipackzettel erstrebenswert, daß, wenn Alpträume u.ä. auftreten, das Pflaster nachts entfernt wird und nicht 24 Stunden auf der Haut bleiben
muß". Dabei wirbt einer der Hersteller gerade mit der "24 Stunden nonstop"-Wirkung: "NICOTINELL schläft nicht!"
Der Patient bisweilen ebenfalls nicht, Red. (8185, 8186, NICOTINELL-Reklame, Pharm. Ztg. 140: 30 [1995], 19).
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