Studie mit Bolusgabe von Alteplase (ACTILYSE) unterbrochen: Frühe Thrombolyse verbessert die Prognose nach akutem Herzinfarkt.
Rasches Handeln erscheint wichtiger als die Wahl des gerinnsellösenden Mittels. So wirkt Alteplase (ACTILYSE) nur geringfügig besser als die gut
erprobte Streptokinase (STREPTASE u.a.). Von zwei Bolusdosen Alteplase im Abstand von 30 Minuten anstelle einer Infusion verspricht man sich bequemere
Anwendung und durch rasche Wirkstoffanflutung geringere Sterblichkeit bei akutem Herzinfarkt. Nach Erfassung von 3.000 Patienten statt wie vorgesehen
8.000 wird die COBALT-Studie (continuous infusion versus bolus alteplase trial) vorübergehend gestoppt. Eine Zwischenauswertung läßt den
Verdacht aufkommen, daß unter Doppelbolus-Gabe die Häufigkeit von hämorrhagischem Schlaganfall und Tod zunimmt. Das externe
Steuerungskomitee der Studie in Verbindung mit Boehringer Ingelheim und Lizenzgeber Genentech gibt inzwischen grünes Licht zur Fortführung. Den
beteiligten Kardiologen bleiben jedoch die aktuellen Daten zur Risikoabschätzung vorenthalten. Eine soeben auf dem europäischen
Kardiologenkongreß vorgestellte US-amerikanische Pilotstudie offenbart für die Doppelbolus-Strategie höhere Komplikationsraten gemessen an
Blutungen, Schlaganfall und Letalverlauf. Eine weitere Senkung der Sterblichkeit nach Herzinfarkt durch aggressivere Behandlungsregime scheint an dem damit
verbundenen erhöhten Risiko des hämorrhagischen Schlaganfalls zu scheitern eine Erfahrung, die im vergangenen Jahr auch zum Abbruch von
drei Studien mit dem Blutegelwirkstoff Hirudin führte. Hoffnungen richten sich auf Thrombolytika, die sich in der klinischen Erprobung befinden, wie
Prourokinase-Varianten von Grünenthal (Saruplase) und Abbott oder dem von Schering aus dem Speichel der blutsaugenden Fledermaus Gemeiner Vampir
isolierten DSPA (desmodus salivary plasminogen activator) (HORTON, R.: Lancet 346 [1995], 568/ati d).
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