HYPERTROPHISCHE KARDIOMYOPATHIE NACH TACROLIMUS (PROGRAF) |
Die Langzeitfolgen des neuen Immunsuppressivums Tacrolimus (PROGRAF) gegen Abstoßungsreaktionen nach Lebertransplantation lassen sich
nicht überblicken (a-t 5 [1995], 52). Neben Nieren und Nervensystem kann Tacrolimus offenbar auch das Herz
schädigen und eine hypertrophische Kardiomyopathie auslösen. Kanadische Ärzte beobachten bei fünf Kindern innerhalb von zwei Monaten
nach Therapiebeginn echokardiographisch Verdickungen von Kammerwand und Septum. Bei zwei Patienten entwickelt sich eine Herzinsuffizienz. Der zeitliche
Verlauf der Herzschädigung bei einem der Kinder mit Rückbildung nach Absetzen des Immunsuppressivums und Wiederkehr nach erneuter Anwendung
spricht für Tacrolimus als primäre Ursache. Bluthochdruck scheint dagegen keine wichtige Rolle in der Pathogenese zu spielen: Bei den meisten Kindern
bessert sich die Kardiomyopathie nach Dosisreduktion oder Absetzen von Tacrolimus trotz unveränderter Blutdruckwerte.1
Weltweit wurden 29 Verdachtsfälle einer Tacrolimus-induzierten hypertrophischen Herzmuskelerkrankung bekannt. Überwiegend Kinder bis zu fünf
Jahren nach Leber-, Dünndarm- und Kolontransplantation oder Verpflan-zung mehrerer Organe sind betroffen. Die Talkonzentrationen (Blutspiegel vor der
nächsten Applikation) des Immunsuppressivums liegen soweit bekannt meist oberhalb des empfohlenen Höchstwertes von 25 ng/ml. Die
offensichtlich dosisabhängige Störwirkung bildet sich nach Absetzen oder Dosisreduktion in der Regel zurück. Patienten, die Tacrolimus erhalten,
sollen echokardiographisch auf hypertrophische Veränderungen überwacht werden.2
1 ATKISON, P. et al.: Lancet 345 (1995), 894
2 Curr. Probl. in Pharmacovig. 21 (1995), 6
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