Ohrgeräusche nach Arzneimitteln: Ein Lehrer klagt unter Einnahme des Antihistaminikums Loratadin (LISINO) über
Ohrgeräusche. Dröhnen und Halleffekte quälen den 47jährigen. Der Hörtest fällt normal aus. Nach Umstellung auf Cetirizin
(ZYRTEC) leidet er weiterhin unter Ohrgeräuschen. Drei Tage später kommt es zum Hörsturz links. Nach Absetzen und Therapie mit Pentoxifyllin
(TRENTAL u.a.) und Naftidrofuryl (DUSODRIL u.a.) lassen die Beschwerden deutlich nach, treten aber einen Tag nach erneuter Einnahme wieder auf
(NETZWERK-Berichte 7427, 7428). Antihistaminika gehören zu den wichtigsten Ursachen eines arzneimittelbedingten Tinnitus (vgl. "Vom Verdacht zur
Diagnose", A.V.I., Berlin, 1992, Seite 394), wobei im Einzelfall zwischen arzneimittel- und krankheitsbedingtem Ereignis schwer zu unterscheiden ist. Ein hohes
Risiko von Ohrgeräuschen laufen Anwender der potentiell ototoxischen Aminoglykosid-Antibiotika. Auch Antibiotika wie Erythromycin (MONOMYCIN u. a.),
nichtsteroidale Antirheumatika, trizyklische Antidepressiva (a-t 4 [1990], 41), Schleifendiuretika u. a. kommen als
Auslöser in Betracht. Bei vorbestehendem Tinnitus ist besondere Vorsicht mit diesen Mitteln geboten (JANSMAN, F. G. A., T. F. J. TROMP: Pharma Selecta 9
[1993], 110/ati d). Das NETZWERK verzeichnet 26 Berichte zu Ohrgeräuschen in Verbindung mit Arzneimitteln, darunter als Auslöser je viermal
Östrogen-Gestagen-Kombinationen wie FEMOVAN und Antibiotika einschließlich Cephalosporinen, Gyrasehemmer und Erythromycin. Bei drei Patienten
verstärkt sich ein vorbestehender Tinnitus nach Einnahme des Lipidsenkers Gemfibrozil (GEVILON, 3620; s. auch a-t
4 [1990], 41), des "Durchblutungsförderers" Nicergolin (SERMION, 7158) bzw. des Säureblockers Omeprazol (ANTRA, 7203; vgl. a-t 11 [1993], 122).
|
© 1994
arznei-telegramm |