WAS TUN GEGEN NAGELMYKOSEN? |
Auch wenn die Frage der Nagelmykosenbehandlung im arznei-telegramm schon mehrfach abgehandelt wurde, habe ich als
niedergelassener Allgemeinmediziner immer wieder Probleme in der Behandlung bezüglich der Substanz, der Dauer der Anwendung und der Dosierung. Ist die
von der Pharmaindustrie empfohlene Dosierung z. B. 100 mg Itraconazol (SEMPERA, SIROS) täglich für 4 Wochen, 4 Wochen Pause, erneut 4
Wochen täglich 100 mg Itraconazol ausreichend (alternativ: 4 Wochen täglich 200 mg Ketoconazol [NIZORAL], 4 Wochen Pause, erneut 4
Wochen täglich 200 mg Ketoconazol), oder sollte die Behandlung immer mit Griseofulvin (FULCIN S u. a.) über 12 Monate erfolgen?
Dr. med. M. ROSS (Arzt für Allgemeinmedizin)
D-37696 Marienmünster 2
Bei der häufigen distalen subungualen Nagelmykose breiten sich die Erreger von der Keimschicht der Haut in den untersten Anteil der Nagelplatte, in
Nagelbett und -matrix aus. Solange weniger als 60% der Nagelplatte befallen sind, genügt eine örtliche Behandlung mit atraumatischer Nagelentfernung (z.
B. mit Harnstoff-Nagelweichsalbe [ONYCHOMAL]) und Antimykotika wie Ciclopirox (BATRAFEN) oder Clotrimazol (CANESTEN u. a.). Genauso wird auch die seltene
oberflächliche weiße Nagelmykose behandelt, bei der die Erreger in die dorsale Nagelplatte eindringen und weiße punktförmige, später
konfluierende Plaques bilden.
Die Einführung von Nagellack-artigen Produkten mit den Wirkstoffen Amorolfin (LOCERYL NAGELLACK; a-t 3 [1993],
26) und Ciclopirox (NAGEL BATRAFEN) hat die Lokaltherapie weiter verbessert. Die systemische Behandlung gilt insbesondere wegen erheblicher
Risiken weitgehend als überholt.
Nur bei schwerwiegenden oder die Nagelmatrix einbeziehenden Infektionen und nur, wenn der Erreger in Nativpräparat, Kultur und im Zweifelsfall histologisch
nachgewiesen wurde, kann eine systemische Behandlung sinnvoll sein. Die Therapie soll abhängig vom Verlauf bei Fingernagelmykosen etwa
drei, bei Zehennagelmykosen etwa sechs Monate dauern. Das nur gegen Dermatophyten wirksame Griseofulvin (FULCIN S u. a.) und auch das neuere
Allylaminderivat Terbinafin (LAMISIL) fallen durch immunallergische Organerkrankungen (Haut, Leber u. a.) sowie durch zentralnervöse Störeffekte
(Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen) auf.
Für das Imidazolderivat Ketoconazol (NIZORAL, a-t 11 [1984], 92) wurde wegen schwerer hepatotoxischer Wirkungen die Indikation zur systemischen
Behandlung von Nagelmykosen zurückgezogen. Für Itraconazol (SEMPERA, SIROS) fehlt eine entsprechende Zulassung. Der Arzt muß den
Patienten über diesen Sachverhalt aufklären, falls er einen Behandlungsversuch unternimmt, da andernfalls die Beweislastumkehr ein unkalkulierbares
Haftungsrisiko beinhaltet (EFFENDY, I.: tägl. prax. 33 [1992], 793 / ati d), Red.
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