APPETITHEMMER DEXFENFLURAMIN (ISOMERIDE) |
Als "Traumkapsel" und "Wunderpille" zum Abnehmen "ohne Frust, ohne strenge Hunger-Diät" preist eine
Frauenzeitschrift den im Oktober eingeführten verschreibungspflichtigen Appetithemmer Dexfenfluramin (ISOMERIDE) an.1 Es handelt sich um die
rechtsdrehende Molekülvariante des bereits seit 1971 erhältlichen Amphetaminabkömmlings Fenfluramin (PONDERAX).
KLINISCHE STUDIEN: In Studien mit bis zu drei Monaten Dauer ist Dexfenfluramin Plazebo zwar überlegen, doch hatten die Patienten im allgemeinen
nach wenigen Monaten ihr altes Gewicht wieder erreicht.2 In einer einjährigen Studie, aus der 40% der Adipösen wegen Unzufriedenheit mit der
Wirksamkeit, Störwirkungen und aus anderen Gründen vorzeitig ausschieden, nahmen 257 Patienten mit kalorienarmer Diät und Einnahme von
Dexfenfluramin durchschnittlich fast 10 kg ab, in der Plazebo-Gruppe (n = 227) dagegen immerhin rund 7 kg.3
STÖRWIRKUNGEN: Häufig müssen Übelkeit, Durchfall, Verstopfung und Mundtrockenheit in Kauf genommen werden, ferner
zentralnervöse Effekte wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit oder Schlaflosigkeit, Depression und Angst.4 In der Schweiz starb eine junge
Frau an Lungenbluthochdruck,5 eine Schädigung, die für Appetithemmer verschiedener chemischer Strukturen beschrieben ist.
Schädigende Effekte auf serotoninerge Nervenzellen im Versuch an Affen geben zu Bedenken Anlaß.6 Fenfluramin kann Abhängigkeit vom
Amphetamintyp erzeugen.
FAZIT: Durch Einnahme der Fenfluramin (PONDERAX)-Variante Dexfenfluramin (ISOMERIDE) läßt sich das Körpergewicht kurzfristig besser
senken als mit Plazebo. Vergleiche mit der Muttersubstanz liegen nicht vor. Nach Absetzen ist mit Anstieg auf das Ausgangsgewicht zu rechnen. Die für
Appetithemmer typischen Störwirkungen schließen Schlafstörungen, Depression und seltenen, aber stets lebensbedrohlichen Lungenbluthochdruck
ein. Daher erachten wir die Nutzen/Risiko-Bilanz für negativ. Langfristige Gewichtsabnahme erfordert Umstellung von Ernährungs- und
Lebensgewohnheiten (z.B. mehr Bewegung).
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