HEPATITIS C: PEGINTERFERON (PEGINTRON) |
Seit Juni 2000 ist mit Peginterferon alfa-2b (PEGINTRON) das erste "pegylierte" Interferon für die Behandlung der Hepatitis C in
Deutschland und Großbritannien (VIRAFERONPEG) auf dem Markt.1 Es wird für histologisch gesicherte Erkrankungen angeboten, wenn gegen
die Kombination Ribavirin (REBETOL) plus Interferon alfa-2b (INTRON A) Unverträglichkeit und/oder Gegenanzeigen bestehen.4
EIGENSCHAFTEN: An die freien Aminosäuren des Interferon alfa-2b wird Polyethylenglykol (PEG) kovalent gebunden
("Pegylierung"). Dadurch wird der Abbau des Wirkstoffs behindert und die renale Clearance verringert.5 Beides verlängert die
Eliminationshalbwertszeit von 2 bis 3 Stunden bei Interferon alfa-2b auf etwa 30 Stunden.4,6,7
WIRKSAMKEIT: In einer multizentrischen doppelblinden, nur als Abstract veröffentlichten Dosisfindungsstudie erhalten 1.219 nicht vorbehandelte
Patienten mit chronischer Hepatitis C und kompensierter Leberfunktion 48 Wochen lang einmal wöchentlich Peginterferon alfa-2b in den Dosierungen 0,5, 1
oder 1,5 µg/kg Körpergewicht oder dreimal wöchentlich 3 Millionen I.E. Interferon alfa-2b. 70% der Patienten haben den Genotyp 1, 74% mit mehr
als zwei Millionen HCV-RNA-Kopien/ml eine hohe Viruslast. Beides gilt als behandlungserschwerend. Primärer Endpunkt ist anhaltende Virusfreiheit 24 Wochen
nach Therapieende. Unter der effektivsten Dosis von 1 µg Peginterferon erreichen dies 25%, unter konventionellem Interferon 12%.2-4,6 Die
Erprobung des noch nicht zugelassenen pegylierten Interferon alfa-2a (PEGASYS, Roche) lässt ähnliche Ansprechraten erwarten.3
VERTRÄGLICHKEIT: Die Störwirkungen von Peginterferon entsprechen denen der unpegylierten Muttersubstanz. Mit grippeähnlichen
Beschwerden (bis 22%), Arthralgien (bis 26%) und Haarausfall (bis 22%) ist zu rechnen. Schwere zentralnervöse Reaktionen wie Depression (bis 29%)
einschließlich Suizidalität sowie Schilddrüsenfunktionsstörungen (über 2%) und Verschlechterung von Psoriasis sind beschrieben.
Blutbildungsstörungen wie Granulozytopenie oder Thrombozytopenie betreffen bis zu 7% bzw. 3% der Patienten. Herzrhythmusstörungen,
Lebererkrankungen und Diabetes kommen vor.4,6
KOSTEN: Peginterferon (PEGINTRON) wird nur einmal wöchentlich gespritzt, kostet aber für vier Wochen fast 700 DM mehr als das dreimal
wöchentlich anzuwendende Interferon alfa-2b (INTRON A).
FAZIT: Das an Polyethylenglykol gekoppelte ("pegylierte") Peginterferon alfa-2b (PEGINTRON) wirkt als Monotherapie in einmal
wöchentlicher Dosis besser viruseliminierend als dreimal wöchentlich Interferon alfa-2b (INTRON A). Mittel der Wahl zur Therapie der chronischen
Hepatitis C ist aber derzeit die Kombination aus Interferon alfa-2b und Ribavirin (REBETOL). Die logische Kombination von Peginterferon plus Ribavirin befindet sich
noch im Erprobungsstadium.5 Peginterferon ist ausschließlich als Monotherapeutikum der Reserve bei nachgewiesener Unverträglichkeit bzw.
Gegenanzeige von Ribavirin zugelassen.4
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