Suizid nach zwei Tabletten Mefloquin (LARIAM): Ein 33-jähriger, bislang psychisch unauffälliger Holländer nimmt während
eines Madagaskar-Aufenthaltes wegen Malariaverdachts zwei Tabletten Mefloquin (LARIAM) ein. Vier Stunden später klagt er über zunehmende
Kopfschmerzen, "Brennen in den Knochen", leichte Taubheitsgefühle im Gesicht und Schwindel. Zwölf Stunden später ist er verwirrt. In
den Tagen darauf folgen panische Angstzustände und Depression. Im Krankenhaus wird ohne gesicherte Malaria-Diagnose eine Chinin (CHININUM
DIHYDROCHLORICUM)-Infusion begonnen. Die psychische Situation des Patienten bleibt unberücksichtigt. Der junge Mann schreibt einen Abschiedsbrief an
seine Frau und begeht drei Tage nach Einnahme der Mefloquin-Tabletten Selbstmord. Er schneidet sich mit einem Taschenmesser die Kehle durch. Bei der Autopsie
in Holland finden sich keine Hinweise auf Meningitis oder ZNS-Affektionen (NETZWERK-Bericht 10.409). Über akute Psychosen und Depressionen in
Verbindung mit Mefloquin berichteten wir erstmals im August 1989. Inzwischen dokumentieren wir im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION mehr als
20 Berichte über schwere psychische Störungen, zum Teil mit Suizidtendenz (8.480, 8.801, 10.193). Die Symptome können bereits nach Einnahme
von zwei bis drei Tabletten auftreten, die Genesung dauert mitunter Wochen bis Monate (3.262, 8.277, 8.480, 8.745, 8.913). Auch in der Literatur gibt es zahlreiche
Berichte über Psychosen unter Mefloquin-Prophylaxe. Der Hinweis in der Fachinformation von LARIAM (Stand Juli 1998), bei Auftreten psychischer
Veränderungen "wie akuter Angst, Depressionen, Unruhe oder Verwirrtheit" die Einnahme auszusetzen, verschleiert die Bedrohlichkeit der Situation,
da das Mittel wegen der langen Halbwertszeit von drei Wochen langfristig im Körper verbleibt. Die WHO empfiehlt Mefloquin nach wie vor für zahlreiche
Länder mit Resistenzen gegen Chloroquin (RESOCHIN u.a.) als Erstwahlmittel zur Prophylaxe und nennt psychische Störungen in der Vorgeschichte als
Kontraindikation. Bedrohliche Psychosen treffen jedoch auch zuvor Unauffällige. Der berichtende Kliniker hält generell die Malariaprophylaxe mit Mefloquin
für bedenklich. Er war bereits mehrfach mit schweren psychischen Störwirkungen konfrontiert. Als - allerdings weniger zuverlässige - Alternative
eignet sich die kombinierte Prophylaxe mit Chloroquin plus Proguanil (PALUDRINE), -Red.
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