Psychose und Angstzustände nach "Antispastikum" Memantin (AKATINOL MEMANTINE): Ein 38jähriger Berliner mit
Halbseitenlähmung nach Hirninfarkt wird nach dreijähriger Einnahme von Memantin (AKATINOL MEMANTINE) akut psychotisch mit Unruhe,
Übererregung, Schlaflosigkeit, Wahn und Sinnestäuschungen. Nach Absetzen der als "Myotonolytikum" angebotenen Amantadin-Verbindung
bessert sich sein Zustand (NETZWERK-Bericht 3474). Ein 72jähriger Rentner, der das Mittel wegen eines hirnorganischen Psychosyndroms nach Schlaganfall
erhält, klagt über jeweils mehrere Stunden anhaltende massive innere und motorische Unruhe, heftige Übelkeit, Schwindel, Todesangst und
Schweißausbrüche (Bericht 6963). Bei einer 79jährigen löst Memantin innere Unruhe, heißen Kopf, Angst und Schwindel aus (Bericht
6964). In therapeutisch gering bis gar nicht wirksamen Memantin-Dosen sind bei zwei von vier Parkinsonkranken akute Psychosen beschrieben (RIEDERER, P. et
al.: Lancet 338 [1991], 1022). Memantin ist dem Amantadin strukturverwandt und besitzt dessen unspezifische zentralstimmulierende und antimuskarine Wirkungen.
Die Liste der für Memantin beanspruchten Anwendungsgebiete umfaßt ein breites Spektrum peripher- und zentralnervöser Störungen. Für
einen Nutzen bei Muskelspastik oder Hirnleistungsstörungen fehlen hinreichende Belege (KARCH, D.: intern. praxis 29 [1989], 149; VOLLHARDT, B.-R.: intern.
praxis 32 [1992], 205; vgl. Arzneimittelkursbuch '92/93, A.V.I., Berlin, Seite 1048 / ati d).
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