NEUES ZUR THROMBOSEPROPHYLAXE MIT AZETYLSALIZYLSÄURE (ASPIRIN u.a.) |
Für mehr Patienten mit Herzkreislauferkrankungen als bisher angenommen lassen sich mit Azetylsalizylsäure (ASS, ASPIRIN u.a.) und anderen
Thrombozytenaggregationshemmern frühzeitiger Tod und Morbidität abwenden. Dies ergibt die bisher größte Metaanalyse von 300 klinischen
Studien mit mehr als 140.000 Teilnehmern.1
Neu ist:
ASS-Tagesdosen zwischen 75 mg und 325 mg (s. Kostenvergleich) schützen langfristig ähnlich gut vor arteriellen Thrombosen.2 In akuten
Situationen wie beim frischen Herzinfarkt gewährleisten jedoch nur Anfangsdosen von 160 mg eine ausreichende Hemmung der Blutplättchenfunktion
(vgl. a-t 7 [1993], 72).4 ASS kommt im Unterschied zur Thrombolyse für nahezu alle Patienten mit
akutem Myokardinfarkt in Betracht. Beide Prinzipien schützen etwa gleich viele Infarktkranke vor frühzeitigem Tod. Ihr Nutzen addiert sich weitgehend (a-t 1 [1994], 3).5 Ein Monat ASS kostet rund 3 DM, eine Kurzzeitlyse mit Streptokinase (z.B. KABIKINASE)
dagegen etwa 500 DM.
Thrombozytenaggregationshemmer schützen 40 bis 90 von 1.000 Patienten mit Bypass oder Angioplastie innerhalb von 7 (Koronarien) und 19 Monaten
(periphere Arterien) vor Verschluß von Transplantat oder Arterie.6
Gesunden ist nach wie vor nicht zu raten, vorbeugend ASS einzunehmen (vgl. a-t 8 [1991], 69). Während die
Zahl nicht-tödlicher Herzinfarkte unter Primärprävention mit Thrombozytenaggregationshemmern über fünf Jahre um 5 pro 1.000
Anwender sinkt, nehmen nicht-tödliche Schlaganfälle um 2 pro 1.000 zu, darunter unter Verum häufiger die stets bedrohlichen
Hirnblutungen.2
FAZIT: Täglich 75 bis 325 mg Azetylsalizylsäure (ASS, ASPIRIN u.a.) schützen einen größeren Personenkreis als bisher angenommen
vor Herzinfarkt, Schlaganfall und frühzeitigem Tod. Zudem verhütet ASS offenbar auch Venenthrombosen und Lungenembolien. Gesunden ist die
Vorbeugung mit ASS (Primärprävention) nicht zu empfehlen.
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