GEHÄUFT: LYELL-/STEVENS-JOHNSON-SYNDROM NACH NEUEM ANTIEPILEPTIKUM LAMOTRIGIN (LAMICTAL)
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Das Antiepileptikum Lamotrigin (LAMICTAL), das zur ergänzenden Behandlung partieller Anfälle zugelassen ist, besitzt ausgeprägte
immunogene Effekte. Es löst nach bisheriger Erfahrung bei etwa jedem Zehnten Hautreaktionen aus, darunter schwerwiegende Schäden wie
Angioödem und LYELL- respektive STEVENS-JOHNSON-Syndrom (vgl. a-t 8 [1993], 78).
Ein 17jähriger, der seit einer schweren eitrigen Hirn- und Hirnhautentzündung im ersten Lebensjahr an epileptischen Anfällen leidet,
muß mit lebensbedrohlichem Erythema exsudativum multiforme (STEVENS-JOHNSON-Syndrom) auf die Intensivstation einer Berliner Klinik aufgenommen
werden. Er nahm neben Lamotrigin mit Phenobarbital (LUMINAL) und Carbamazepin (TEGRETAL u.a.) zwei Antiepileptika ein, die ebenfalls das Hautsyndrom
auslösen können (NETZWERK-Bericht 6849, vgl. "Vom Verdacht zur Diagnose", A.V.I., Berlin, 1992, Seite 122).
Die Deutsche Wellcome will in der Zeit zwischen dem 31. Aug. und 8. Sept. 1993 vier schwere Krankheitsverläufe infolge eines "Syndroms der
verbrühten Haut" oder ähnlicher Komplikationen dem Bundesgesundheitsamt gemeldet haben. Gezielte Anfragen der Redaktion beantwortete die
Stufenplanbeauftragte des Unternehmens am 19. Okt. 1993 nicht, sondern lenkte mit dem allgemeinen Hinweis ab: "Sollten Ihnen Berichte über
Nebenwirkungen von LAMICTAL zugegangen sein, bitten wir Sie hiermit höflich, uns diese mitzuteilen." In der LAMICTAL-Gebrauchsinformation
vermissen wir Angaben zur auffälligen Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen von Lamotrigin im Vergleich mit Standardantiepileptika. Es besteht
Verdacht auf Bedenklichkeit im Sinne § 5 AMG (nicht vertretbares Risikoprofil der Nebenwirkungen).
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