ZUM NUTZEN VON TRAPIDIL (ROCORNAL) |
In unserer Klinik wird in letzter Zeit verstärkt ROCORNAL von UCB beworben. Dabei wird insbesondere auch auf die
Thrombozytenaggregationshemmung eingegangen. Welchen Stellenwert hat dieses Koronartherapeutikum Ihrer Meinung nach? Kann man gar ASS und
Nitropräparate bei KHK-Patienten einsparen?
MÜLLENEISEN
Städtisches Krankenhaus
D-51375 Leverkusen
Trapidil (ROCORNAL) ist ein "Koronardilatator" aus der ehemaligen DDR. Das Mittel hat in Japan eine gewisse Marktbedeutung erlangt und wird nun
von Rentschler/UCB mit fernöstlichem Flair "als neuer Weg in der Koronartherapie" vermarktet, während die Produktion des alten
Ostpräparates eingestellt wurde. Im Wirktyp gleicht Trapidil am ehesten dem klinisch bedeutungsarm gewordenen Dipyridamol (PERSANTIN u.a.). Eine
Fülle von Effekten wie Hemmung der Phosphodiesterase und Beeinflussung der Wirkungen des Adenosins sind biochemisch und tierexperimentell beschrieben.
Es fehlt auch nicht der Hinweis auf die thrombozytenaggregationshemmenden Effekte, die zuvor für Dipyridamol geltend gemacht wurden. Klinische Studien
lassen Effekte auf die koronare Herzkrankheit erkennen, wie für Dipyridamol vor 20 Jahren beschrieben. Aus dieser Zeit stammt Trapidil. Aus den
spärlichen bisher vorliegenden klinischen Untersuchungen läßt sich ableiten:
- Eine der Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.) vergleichbare thrombozyten-aggregationshemmende Wirkung ist in vivo nicht gesichert. Vergleichende klinische
Studien zur Wirksamkeit bei koronarer Herzkrankheit fehlen.
- Die Effekte auf die Anfallsfrequenz bei Angina pectoris sind unsicherer als bei etablierten Mitteln wie Nitraten, Kalziumantagonisten oder Betarezeptoren-
blockern.
Bei dem dürftigen Kenntnisstand ist die Anwendung von Trapidil höchstens im Rahmen sorgfältig geplanter klinischer Studien zu rechtfertigen.
Für eine breite Anwendung fehlen bisher sowohl eine nachvollziehbare Begründung als auch hinreichende therapeutische Belege. Mit Tageskosten
zwischen 2,18 DM und 3,79 DM verdoppelt bis vervierfacht ROCORNAL die Therapiekosten im Vergleich mit Kalziumantagonisten oder Nitraten, Red.
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