KREBSMITTEL TAMOXIFEN (NOLVADEX U.A.) EIN KARZINOGEN? |
Der Nutzen des Antiöstrogens Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) zur adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms im Frühstadium ist gut
dokumentiert (vgl. a-t 1 [1992], 2). Eine potentielle Kanzerogenität wird hierbei in Kauf genommen. Ungeklärt
ist das Nutzen/Risiko-Verhältnis der langfristigen prophylaktischen Anwendung bei Frauen ohne Krebs, so etwa zur Primärprophylaxe von Brustkrebs bei
jungen Frauen mit Risikofaktoren für Brustkrebs sowie zur Osteoporosevorbeugung. Im Tierversuch an Ratten erweist sich Tamoxifen als tumorigen: sehr hohe
Dosen (45,2 mg/kg/Tag) verursachen nach sechs Monaten bei 43% der Tiere hepatozelluläre Karzinome. Geringere Dosierungen lösen nach
längerer Anwendung Lebertumoren aus.1
Auch beim Menschen ist Leberkrebs nach Tamoxifen beschrieben. Zwei Frauen erkrankten an primärem Leberkarzinom, nachdem sie zwei Jahre lang
täglich 40 mg eingenommen hatten.2 Die Frage des kanzerogenen Potentials des mit karzinogenen Substanzen wie Diethylstilböstrol (früher
CYREN A u.a.) chemisch verwandten Antiöstrogens beim Menschen bedarf dringend der Klärung.
FAZIT: Das Antiöstrogen Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) verbessert die Überlebenschancen von Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium. Trotz der
Hinweise auf Leberkarzinome im Tierversuch erscheint uns die Nutzen-Risiko-Bewertung hier nach wie vor positiv. Schatten fällt hingegen auf die zunehmend
diskutierte prophylaktische Anwendung von Tamoxifen bei Frauen ohne Brustkrebs, die sich angesichts der potentiellen Kanzerogenität u.E. nicht rechtfertigen
läßt.
1 | BIGNALL, J.: Lancet 341 (1993), 1086 |
2 | FORNANDER, T. et al.: Lancet 1 (1989), 117 |
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© 1993
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