SCHMERZLINDERUNG UNTER METHADON-SUBSTITUTION |
Ist bei einer 34jährigen heroinabhängigen, HIV-infizierten Patientin mit täglicher Substitution mit 50 mg L-POLAMIDON per
os nach Resektion des rechten Lungenunterlappens und Lymphadenektomie wegen Adenokarzinom eine postoperative Gabe von Piritramid (DIPIDOLOR),
Buprenorphin (TEMGESIC) oder Morphinsulfat (MST) durchführbar, oder müssen euphorisierende Effekte dieser Substanzen auch bei Patienten mit
langjährigem Heroin-Abusus und Methadon-Substitution befürchtet werden, wodurch die Substitutions-Compliance im Sinne eines verstärkten
Suchtverhaltens vermindert würde?
T. JEHSER (Arzt)
Krankenhaus Spandau (Lungenabteilung)
W-1000 Berlin 20
Methadon (L-POLAMIDON) per os in hoher Dosis blockiert die Wirkung üblicher Dosen anderer Opiate. Dieses ist "therapeutisches" Ziel der
Methadon-Substitution Heroin-Abhängiger. Durch Sättigung der Opiat-Rezeptoren mit Methadon findet zusätzlich zugeführtes Heroin keine
unbesetzten Rezeptoren, an denen es seine Wirkung entfalten kann. Die heroininduzierte Euphorie wird gehemmt, ebenso ein Entzugssyndrom bei Abklingen der
Heroinwirkung, da die hohe Dosis des langwirkenden Methadon-Metaboliten blockierend wirkt.
Dies gilt ebenso für die schmerzstillende Wirkung, die aus therapeutischen Gründen mit einem Opiat erzielt werden soll. Um bei einem Methadon-
Substituierten mit einem Opiat noch eine schmerzstillende Wirkung zu erreichen, muß die Einzeldosis entsprechend erhöht werden. In der Regel sollte bei
Schmerzen die Substitutionsdosis des Methadon verdoppelt, bei sehr starken Schmerzen eventuell verdreifacht werden.
Der gleiche Effekt ist selbstverständlich mit jedem anderen Opiat zu erreichen, nur muß die Einzeldosis entsprechend der Substitutionsdosis angehoben
werden. Das bedeutet, daß zur Schmerzstillung mit Morphin nicht 5 bis 10 mg als Einzeldosis ausreichen. In der Regel sind als Einzeldosis 20 bis 30 mg Morphin
notwendig, um bei einer Substitutionsdosis von 50 mg Levomethadon eine zusätzliche Schmerzstillung zu erreichen. Die Dosis sollte sich am therapeutischen
Effekt orientieren. Es ist möglich, daß die an den Schmerz adaptierte erhöhte Morphinmenge auch euphorisierend wirkt. Dies ist jedoch im Vergleich
zum klinischen Erfordernis der Schmerzstillung sekundär (Red.).
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