ZUM NUTZEN VON OSELTAMIVIR
Ist Ihre zurückhaltende Bewertung von Oseltamivir (TAMIFLU, Generikum) noch up to date? Das Medikament wird von virologischer Seite auf Fortbildungen aktuell wieder sehr propagiert, die möglichen Nebenwirkungen zum Teil nicht mal mehr erwähnt. Wie ist die aktuelle Datenlage zur Wirksamkeit und das Nebenwirkungspotenzial (insbesondere neuropsychiatrisch) von Oseltamivir?
N.N. (Name und Anschrift der Redaktion bekannt)
Interessenkonflikt: keiner
Die Neuraminidasehemmer Oseltamivir (TAMIFLU, Generikum) und Zanamivir (RELENZA, DECTOVA Inj.) sind derzeit die einzigen hierzulande angebotenen Virustatika zur Therapie und Postexpositionsprophylaxe der Influenza. Vor elf Jahren sahen wir aufgrund der Datenlage allenfalls einen marginalen Nutzen der Mittel (a-t 2014; 45: 54-5): Eine systematische Übersicht der Cochrane-Collaboration1 hatte damals auf Basis von randomisierten Studien lediglich eine Reduktion der Symptomdauer um durchschnittlich weniger als einen Tag durch die Einnahme von Oseltamivir oder Inhalation von Zanamivir errechnet. Belege für eine Reduktion von Komplikationen der Influenza gab es nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagierte spät und stufte Oseltamivir erst 2017 aus der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel in die Ergänzungsliste zurück (a-t 2017; 48: 70-1).
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© 2025 arznei-telegramm, publiziert am 12. Dezember 2025
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