IMMUNMODULATOR SPLENOPENTIN (BERLOPENTIN) GEGEN AIDS |
Im Rahmen der Literatur-Beschaffung zum Thema HIV-Infektion und AIDS sind wir auf eine Anzeige für BERLOPENTIN der Firma
Berlin-Chemie AG gestoßen. Dort wird das Indikationsgebiet entsprechend beschrieben. Wie beurteilen Sie diese Substanz im Hinblick auf die ausgewiesenen
Indikationen?
Dr. med. Dr. med. vet. W. MILLER (Die Wartezimmerzeitung)
W-8960 Kempten
Der Hersteller bezeichnet Splenopentin als "Immunmodulator", der die Wirkung des Granulozyten/Makrophagen-Kolonien-stimulierenden Faktors
erhöhen und zu einer Zunahme funktionstüchtiger neutrophiler Granulozyten und Monozyten führen soll. Das Pentapeptid mit einer
Aminosäuresequenz des angeblichen Milzhormons Splenin ist nur in Deutschland im Handel. Es wurde bisher lediglich unkontrolliert an 16 HIV-positiven
Patienten in unterschiedlichen Erkrankungsstadien (asymptomatisch bis zum Vollbild von AIDS) und zum Teil in Kombination mit Zidovudin (RETROVIR) eingesetzt
(KÖLZSCH, J. et al.: Dermatol. Mschr. 178 [1992], 62).
Der von den Autoren der Studie geäußerte "vorsichtige Optimismus, daß die Substanz das Immunsystem stabilisiert und die Progression der HIV-
Infektion verlangsamt werden kann", beschreibt einen unkontrollierten, subjektiven Therapieeindruck ohne wissenschaftlichen Aussagewert. Eine
annähernd zuverlässige Beurteilung von Nutzen und Risiken erscheint aufgrund der spärlichen Daten trotz Zulassung durch das BGA auf der Basis
einer vorläufigen DDR-Zulassung nicht möglich. Eine physiologische Funktion oder ein pharmakologischer Wirkmechanismus für Splenopentin sind
nicht bekannt. Gesichert sind nur die hohen Kosten des spekulativen Therapieprinzips. Bei zwei- oder dreimal wöchentlicher Injektion betragen sie
wöchentlich 300 DM bzw. 450 DM, Red.
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