WHO BRICHT UNTERSUCHUNG VON
HYDROXYCHLOROQUIN IN DER SOLIDARITY-STUDIE ENDGÜLTIG AB
Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellt die
Untersuchung von Hydroxychloroquin (QUENSYL, Generika) gegen COVID-19 in der von ihr initiierten randomisierten SOLIDARITY-Studie wegen Nutzlosigkeit endgültig
ein.1 Dabei hatte sie die Fortführung nach einem vorübergehenden Stopp erst kurz zuvor wieder aufgenommen (blitz-a-t vom 5. Juni 2020).2 Die WHO begründet ihre
Entscheidung mit Daten aus der SOLIDARITY- sowie der britischen randomisierten RECOVERY-Studie, einem Cochrane-Review3 kleinerer Studien und weiteren Daten.1
Bereits Anfang Juni 2020 informierten Studienleiter4 der RECOVERY-Studie in einer Pressemitteilung, dass das Malariamittel in dieser an hospitalisierten Patienten mit COVID-19 durchgeführten Untersuchung keinen
klinischen Nutzen zeigt. Im direkten Vergleich von 1.542 Patienten unter Hydroxychloroquin mit 3.132 unter üblicher Therapie liegt die Mortalität innerhalb von 28 Tagen bei 25,7% versus 23,5%.
Angesichts einer Hazard Ratio von 1,11 mit einer unteren Grenze des 95%-Konfidenzintervalls von 0,98 schließen die Forscher eine relevante Senkung der Sterblichkeit durch Hydroxychloroquin aus. Auch
hinsichtlich der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus findet sich kein Vorteil.4 In der SOLIDARITY-Studie zeigt sich ebenfalls kein Effekt von Hydroxychloroquin auf die
Sterblichkeit.1 Konkrete Angaben liegen dazu bislang nicht vor.
Inzwischen hält es auch die US-amerikanische
Arzneimittelbehörde FDA für unwahrscheinlich, dass Chloroquin (nur noch als Import: RESOCHIN) oder Hydroxychloroquin bei COVID-19 wirksam sind. Auch angesichts kardialer
sowie anderer potenziell schwerwiegender Störwirkungen hat sie Mitte Juni 2020 ihre Notfallzulassung für die Malariamittel widerrufen, die die Anwendung bei COVID-19 im Krankenhaus erlaubte, wenn die Teilnahme an einer klinischen Studie nicht möglich war.5 Darüber hinaus warnt die FDA vor der Anwendung von Remdesivir zusammen mit Chloroquin
oder Hydroxychloroquin, da die Kombination die antivirale Wirkung von Remdesivir vermindern könnte.6
Zur Postexpositionsprophylaxe wird in
einer in den USA und Kanada pragmatisch durchgeführten randomisierten Doppelblindstudie ebenfalls kein Vorteil für Hydroxychloroquin errechnet. 821 asymptomatische Erwachsene mit mäßigem oder
hohem Infektionsrisiko nach Kontakt mit einer Person mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion nehmen teil. Im Hinblick auf eine Erkrankung an COVID-19, die aber meist nicht mittels Labortests bestätigt ist,
sondern nur über die Entwicklung von Beschwerden erfasst wird, welche mit COVID-19 vereinbar sind, ergibt sich gegenüber Plazebo kein signifikanter Vorteil (14% vs. 12%,
p = 0,35).7
Hydroxychloroquin (QUENSYL, Generika) ist kurzen Mitteilungen zu großen randomisierten Studien zufolge
kein erfolgreicher Therapieansatz bei COVID-19.
© 2020 arznei-telegramm, publiziert am 19. Juni 2020