SARKOIDOSE NACH MISTELTHERAPIE (HELIXOR)? |
Eine ca. 45jährige Patientin erkrankt 1991 an einem fortgeschrittenen Uterussarkom mit Lymphknotenmetastasen und ist nach
anschließender Radiatio erscheinungsfrei. Sie erleidet eine reaktive Depression. Im August 1991 erhält sie eine Mistelbehandlung mit HELIXOR, die lokal
gut vertragen wird. Nach 14 Tagen treten multiple Erythema nodosa auf, woraufhin die Misteltherapie abgesetzt wird. Weiter subjektive Temperaturen, hiläre
Lymphome, eine Sarkoidose wurde hautbioptisch gesichert (NETZWERK-Fall 5227).
Ist ein Einzelfall bekannt, in dem nach Mistelgabe eine Sarkoidose aufgetreten ist und hierbei eine Wechselbeziehung vermutet wurde?
Dr. med. P. ZÜRNER
W-3437 Bad Sooden-Allendorf
Die Befunde bei der Patientin deuten auf ein LÖFGREN-Syndrom. Mistelextrakte sind hochimmunogene Substanzen, die bei fast jedem Patienten eine
Antikörperbildung auslösen. Häufig kommt es dabei nach 14 Tagen zu einem grippeähnlichen Syndrom im Sinne einer
"Serumkrankheit". Das bei der Patientin beschriebene LÖFGREN-Syndrom gehört pathophysiologisch zu den Immunerkrankungen, die durch
Arzneimittel ausgelöst werden können. Bekannt ist dieses nach zytostatischen Behandlungen, insbesondere mit Methotrexat (METHOTREXAT LEDERLE
u.a.). Das Syndrom wurde aber auch nach anderen Pharmaka beschrieben. Wegen des zeitlichen Zusammenhangs und der bekannten immunpathophysiologischen
Ursache ist ein Zusammenhang mit der Verwendung der immunogenen Mistelextrakte plausibel. Deshalb sollte die Behandlung wegen des möglichen Risikos
abgebrochen werden; zumal ein therapeutischer Nutzen des Präparates bei der Grunderkrankung der Patientin nicht hinreichend belegt ist. In die
Überlegungen ist einzubeziehen, daß LÖFGREN-Syndrome auch in Verbindung mit malignen Erkrankungen auftreten können, vor allem in
Verbindung mit Lymphomen. Liegt beispielsweise ein Lymphosarkom vor, läßt sich ein Zusammenhang mit der Grunderkrankung nicht ausschließen.
Zur weiteren Abklärung wäre ein Lymphozyten-Transformationstest erforderlich, der beispielsweise in der Klinik für Innere Medizin der Universität
Tübingen durchgeführt wird (Red.)
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