Wie tropenfest sind Medikamente? Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation ließen untersuchen, welchen Temperaturschwankungen
Medikamente ausgesetzt sind, die von Kopenhagen in tropische Länder verschifft werden. Für den Transportstreßtest wurden elf von der WHO als
unentbehrlich eingestufte Arzneimittel ausgewählt. Die Temperatur schwankte innerhalb der Packungen zwischen - 3,5 °C und + 42,4 °C. Sie lagen
damit 3 bis 12 Grad höher, als die Umgebungstemperatur betrug. Die relative Feuchtigkeit in den Packungen schwankte zwischen 20% und 88%. Am
temperaturempfindlichsten erwiesen sich Ergometrin und Methylergometrin (METHERGIN)-Ampullen sowie Vitamin-A-Kapseln (z.B. A-VICOTRAT Kapseln) mit einem
beträchtlichen Aktivitätsverlust, der z.B. für Ergometrin-Ampullen bei 3 der 80 untersuchten Proben bis zu 60% der Deklaration betrug. Vitamin-A-
Kapseln erlitten ebenfalls einen gewissen Wirkstoffverlust. Die therapeutische Breite solcher Zubereitungen und die Überdosierung des Wirkstoffes um 20% bei
der Herstellung fangen jedoch diese Verluste auf. Gut überstanden den Transport Antibiotika wie Ampicillin (BINOTAL u.a.), Benzylpenicillin (PENICILLIN G
u.a.), Penicillin V (ISPENORAL u.a.) und Tetrazykline, denen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen beim Schiffs- und Landtransport wenig anhaben
konnten. Unbeeinflußt von Klimaschwankungen blieben auch Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.), Eisensalztabletten und Folsäuretabletten. Den
größten Transportstreß erleiden Medikamente beim Umschlag im Hafen und auf dem Landweg, der oft mehrere Wochen dauert. Lagerbedingungen,
wie sie für Arzneimittel von der WHO als normal vorgegeben werden, nämlich zwischen 15 °C bis maximal 30 °C, sind demnach beim Transport
von Arzneien in Länder der Dritten Welt nicht gegeben (HOGERZEIL, H. V. et al.: Brit. Med. J. 304 [1992], 210).
|
© 1992 arznei-telegramm |