KEINE FSME-GEFAHR IN EX-DDR |
In a-t 7 (1991), 62 beanstandeten wir eine irreführende Grafik zur Verbreitung der FSME-Erreger in den neuen Bundesländern mit Markierung
von Orten mit angeblichen Borrelien-Infektionen. Hierzu erhielten wir folgende Stellungnahme:
Ausgehend von der Karte der bekannten Naturherde der FSME in den neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland, die in den letzten
dreißig Jahren von unserer Arbeitsgruppe in Potsdam entwickelt worden ist, hat sich in einer Veröffentlichung der Ärzte-Zeitung vom 21./22. Juni
1991 ein äußerst gravierender sachlicher Fehler ergeben... Aus der Legende der Originalkarte der FSME-Verbreitung in Ostdeutschland geht zweifelsfrei
hervor, daß in den neuen Bundesländern früher ein hohes FSME-Gefährdungspotential ... geherrscht hat, daß aber in den letzten 8 Jahren
lediglich noch 11 Fälle autochthoner Natur beim Menschen aufgetreten sind und damit das Risiko äußerst gering bzw. kaum vorhanden ist
(Borrelien-Untersuchungen, auf die verwiesen wird, wurden von uns überhaupt nicht durchgeführt).
Die Naturherde der FSME befinden sich in Ostdeutschland in einer Phase endemischer Latenz, die sich erheblich von der epidemiologischen Situation, wie sie in
Bayern und Baden-Württemberg herrscht, unterscheidet. Wir finden in Zecken und Kleinsäugern seit 1975 kein Virus mehr, können in
Kleinsäugern und Wildtieren aber noch eine geringe Antikörperprävalenz (ca. 1%) nachweisen. Die Herde können damit also auch nicht als
vollständig erloschen angesehen werden.
Priv. Doz. Dr. J. SÜSS
Institut für Veterinärmedizin des Bundesgesundheitsamtes
O-1561 Potsdam
|
© 1991 arznei-telegramm |