GERMANIUM-WELLE IN DEUTSCHLAND? |
Das von mir und einigen Bekannten eingenommene Präparat ORGANIC GERMANIUM, das angeblich nach den strengen
Maßstäben des japanischen Ministeriums für Volksgesundheit hergestellt wird, wird als nicht toxisch und nicht gesundheitsschädlich bezeichnet
(Beipackzettel)... Die Anwendung dieses Mittels (35 mg/Tag) hat bei mir und meinen Bekannten bei starken rheumatischen Beschwerden teilweise gute
therapeutische Erfolge erzielt. Nebenwirkungen sind nach 60 Tagen (2 Packungen) bisher nicht aufgetreten. Hinweise zu Nutzen und Risiken wären
hilfreich.
NN (Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt)
Germanium-haltige Präparate (Oxide bzw. organische Verbindungen) sind in Deutschland nicht zugelassen, werden jedoch offensichtlich beworben. Somit
scheint nach einem "Germanium-Boom" in den 70er Jahren in Japan und Ende der 80er Jahre in England nun auch in Deutschland die Nachfrage zu
steigen.
Das erst vor 100 Jahren entdeckte Metall mit Halbleitereigenschaften gehört nicht zu den lebenswichtigen essentiellen Spurenelementen. Die tägliche
Aufnahme mit der Nahrung beträgt rund 1 mg. Vergleichsweise hochdosierte Germanium-haltige Präparate werden zur Stärkung des Immunsystems
und gegen chronische Erkrankungen wie Krebs, Osteoporose, Arthritis und AIDS angepriesen.
Wissenschaftliche Belege für den Nutzen bei diesen Indikationen fehlen.1 Vor der Verwendung hoher Dosen warnten das Britische und Schweizer
Arzneimittelkomitee.2 Nach Einnahme von 12 - 250 mg/Tag über 4 bis 36 Monate werden irreversible Nierenfunktionsstörungen beschrieben, die
auf direkter toxischer Schädigung der Tubuluszellen zu beruhen scheinen.1,3 Zellnekrosen, die mit Germanium-Anreicherung einhergehen, finden sich
auch in Myokard- und Muskelfaserzellen.1 Die Nutzen-Risiko-Bewertung für Germanium-Präparate ist somit eindeutig negativ (Red.).
1 | PERUCHE, B. et al.: Pharm. Ztg. 39 (1990), 2562 |
2 | Scrip 1548 (1990), 30 |
3 | van der SPOEL, J. E.: Lancet 336 (1990), 117; STRICKER, B. H. CH.: Lancet 337 (1991),
864 |
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