Netzwerk aktuell a-t 10/2007; 38: 95

Fulminantes Leberversagen nach Azithromycin(ZITHROMAX u.a.): Ein zweijähriges Mädchen mit Fieber, Husten und Luftnot erhält zunächst Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.) und einen Kräuterextrakt (BRONCHOPRET), anschließend drei Tage lang das Makrolid Azithromycin (ZITHROMAX u.a.), ohne dass das Fieber sinkt. Neben Parazetamol (BEN-U-RON) und Ibuprofen (NUROFEN u.a.) werden wegen Erbrechens mit Bauchschmerzen zusätzlich Dimenhydrinat (VOMEX A) und Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) gegeben. Bei Klinikaufnahme am nächsten Morgen gehen die behandelnden Ärzte zunächst von einer akuten Gastroenteritis mit Exsikkose aus, stellen im weiteren Verlauf jedoch ein fulminantes Leberversagen mit beginnendem Multiorganversagen fest. Wenige Stunden vor geplanter Lebertransplantation stirbt das Kind an ausgedehntem Hirnödem mit unterer Hirnstammeinklemmung. Nach Ausschluss anderer Ursachen, beispielsweise einer Parazetamol-Überdosierung, verdächtigen die Klinikärzte das überwiegend hepatisch eliminierte Azithromycin. Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft geht in einer Stellungnahme davon aus, dass "der tragische Verlauf (...) wahrscheinlich auf einer direkt-toxischen Wirkung" des Makrolids beruht (NETZWERK-Bericht 14.595; AKdÄ-Nr. 137 974). Leberfunktionsstörungen gehören zum typischen Nebenwirkungsprofil von Makrolidantibiotika. Seit dem Jahr 2000 weist die Rote Liste für ZITHROMAX auf das Risiko von Leberzellnekrosen und Leberversagen, selten mit letalem Verlauf, hin. Antibiotika werden unnötig oft verschrieben, z.B. bei viral bedingten Infekten. Der tragische Verlauf sollte daran erinnern, dass jede Verordnung auch Risiken birgt.

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