Opioid-Pflaster - Handhabung fehleranfällig: Eine 91-jährige Schmerzpatientin wird auf Fentanyl transdermal (MATRIFEN u.a.)
umgestellt. Nach mehrtägigem unproblematischem Verlauf verzichtet die Hauspflege beim Pflasterwechsel darauf, das alte Pflaster zu entfernen. Während
eines Friseurbesuchs, bei dem die beiden jeweils supraklavikulär angebrachten Pflaster vom Luftstrahl der Trockenhaube erwärmt werden, tritt
plötzlich Luftnot, Herzjagen, Schwindel, Übelkeit und Angst auf. Beim Versuch aufzustehen versagen der alten Dame die Beine. Sie erholt sich erst nach
Stunden und nach Entfernung der Pflaster. Der NETZWERK-Bericht (14.163) verdeutlicht, dass mit Anwendungsfehlern bei opioidhaltigen Pflastern zu rechnen ist.
Störwirkungen können wegen Wirkstoffabsorption aus dem Hautdepot zudem auch nach Absetzen anhalten (a-t 2005; 36: 27-9). Als Standard bei Tumorschmerzen gilt die Einnahme retardierten Morphins
(M-BETA u.a.) per os. Aber auch bei nicht tumorbedingten starken chronischen Schmerzen werden inzwischen zunehmend retardierte Opioide verordnet. Insgesamt
finden offenbar immer häufiger transdermale Zubereitungen Verwendung, die unter anderem wegen schlechter Steuerbarkeit nur ratsam erscheinen, wenn der
Opioidbedarf stabil und die Einnahme per os nicht möglich ist. Von transdermalem Buprenorphin (TRANSTEC) raten wir ganz ab. Im Jahr 2005 entfiel mehr als
die Hälfte der verordneten Tagesdosierungen stark wirkender Opioide auf Pflaster mit Fentanyl oder Buprenorphin - mit Mehrkosten von bis zu 200 Mio. Euro
gegenüber preiswerten Morphin-Präparaten per os. Für DUROGESIC, dem umsatzstärksten Präparat zu Lasten der Krankenkassen
überhaupt, mussten diese über 300 Mio. Euro aufbringen (BÖGER, R.H., SCHMIDT, G. in: SCHWABE, U., PAFFRATH, D. [Hrsg.]:
"Arzneiverordnungs-Report 2006" Springer, Heidelberg 2007, Seite 273-80, 1023/ati d)
|
| © 2007 arznei-telegramm |