OXCARBAZEPIN (TRILEPTAL): SCHWERE
HYPERSENSITIVITÄTSREAKTIONEN U.A.
|
* Vorversion am 20. Apr. 2005 als blitz-a-t veröffentlicht.
Die Firma Novartis warnt in den USA1 und in Kanada2 per Dear-Doctor-Letter vor lebensbedrohlichen Hautschäden und anderen
Überempfindlichkeitsreaktionen unter dem Antiepileptikum Oxcarbazepin (TIMOX, TRILEPTAL; a-t 2000; 31: 43).
Zum Teil tödlich verlaufende Hautreaktionen wie STEVENS-JOHNSON-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse (LYELL-Syndrom) sind im Median 19 Tage
nach Therapiebeginn aufgetreten. Die Berichtshäufigkeit überschreitet - ohne Berücksichtigung einer Dunkelziffer - die geschätzte
Erkrankungsrate in der Normalbevölkerung (0,5 bis 6 Ereignisse pro 1 Million Personenjahre) um das Drei- bis Zehnfache.1,2 Neu ist auch die
Warnung vor einem Hypersensitivitätssyndrom. Die immunogene Schädigung setzt in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme ein (nach 4 bis
60 Tagen, im Median 13 Tagen). Das Syndrom äußert sich typischerweise - jedoch nicht ausschließlich - durch Fieber und Hautausschlag in
Verbindung mit Erkrankungen verschiedener Organsysteme wie Eosinophilie, Thrombozytopenie und Neutropenie, Lymphadenopathie, auffälligen
Leberfunktionstests und Hepatitis, Nierenbeteiligung einschließlich Nephritis, Oligurie und hepatorenalem Syndrom sowie Arthralgie und Schwäche.
Weitere Organe können betroffen sein (vgl. a-t 1992; Nr. 11: 111-3).1,2
Sobald Hautreaktionen oder Beschwerden auftreten, die auf ein Hypersensitivitätssyndrom hindeuten, ist Oxcarbazepin abzusetzen und auf ein Antiepileptikum
anderer Struktur umzustellen.1,2
Das erst im Jahr 2000 eingeführte Oxcarbazepin ist eine Molekülvariante von Carbamazepin (TEGRETAL u.a.), für das lebensbedrohliche
Hautschäden wie toxische epidermale Nekrolyse (a-t 1992; Nr. 3: 32) und Hypersensitivitätssyndrom
("Carbamazepin-Krankheit")3 schon lange bekannt sind. In Bezug auf Überempfindlichkeiten wird von einer Kreuzreaktionsrate von 25% bis
30% ausgegangen.4
Hierzulande ist bislang kein Rote-Hand-Brief vorgesehen. Zwar sollen auch in Europa die in den Fachinformationen der Oxcarbazepin-Präparate deklarierten
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen erweitert werden. Eine Entscheidung der europäischen Behörde EMEA hierzu steht jedoch seit Monaten
aus, -Red.
|