NADIFLOXACIN (NADIXA) GEGEN AKNE |
Seit Jahresbeginn ist mit Nadifloxacin (NADIXA) erstmals ein Gyrasehemmer als Hautexternum auf dem Markt. Das in Japan seit über einem
Jahrzehnt erhältliche Lokalantibiotikum soll für Personen ab 14 Jahren der Behandlung der leichten bis mittelschweren entzündlichen Akne (A.
papulopustulosa) dienen.1
HINTERGRUND: Akne ist die häufigste Hauterkrankung in der Pubertät und betrifft mehr oder minder ausgeprägt nahezu
jeden Jugendlichen. Stehen entzündliche Veränderungen im Vordergrund, ist das antimikrobiell wirkende Benzoylperoxid (PANOXYL u.a.) Mittel der Wahl.
Topische Antibiotika, beispielsweise Erythromycin (AKNEMYCIN u.a.), kommen vor allem dann in Betracht, wenn das Antiseptikum die Haut zu stark reizt (a-t 1997; Nr. 1: 3-4). Kombination mit dem komedolytisch wirkenden Tretinoin (AIROL u.a.) verstärkt den
Therapieeffekt. Auch die gleichzeitige Anwendung von Lokalantibiotika und Benzoylperoxid soll die Wirksamkeit erhöhen und zudem eine
Resistenzentwicklung verzögern.2
Nadifloxacin darf nur allein angewendet werden.1 Es wirkt bakterizid gegenüber Gram-positiven und -negativen Aerobiern sowie Anaerobiern
einschließlich Propionibacterium acnes, dem eine Schlüsselrolle bei entzündlicher Akne zukommt.
Nach Auftragen von Nadifloxacin auf die Haut hängt der Grad der Absorption vom Zustand der Hornschicht ab. Aknepatienten nehmen mehr Wirkstoff auf als
Hautgesunde, das genaue Ausmaß der Absorption ist jedoch nicht bekannt.1
WIRKSAMKEIT: Ein als Pilotstudie bezeichneter zehnwöchiger klinischer Vergleich mit 2%igem Erythromycin liegt vollständig
veröffentlicht vor. Von den ursprünglich randomisierten 48 Teilnehmern werden 16 (33%) wegen Protokollverstößen von der Auswertung
ausgeschlossen.3 Wie viele Personen die Studie ordnungsgemäß beenden und wie viele letztlich analysiert werden, bleibt offen. Das Ergebnis -
kein signifikanter Unterschied zwischen Erythromycin und Nadifloxacin hinsichtlich der Zahl offener Komedonen, Papeln und Pusteln - hat daher keine Aussagekraft.
Methodisch gute klinische Vergleichsstudien zur Resistenzentwicklung von P. acnes bei Aknepatienten sind nicht veröffentlicht.
STÖRWIRKUNGEN: Im direkten Vergleich klagen 6 (25%) von 24 Patienten unter Nadifloxacin über Juckreiz (Erythromycin 1 [4%]), 3 (12,5%)
über erythematösen Hautausschlag (Erythromycin 1 [4%]) und 1 (4%) über Wärmegefühl (Erythromycin 5 [21%]).3 Unter dem
Gyrasehemmer sind Hypopigmentierungen, Kontaktdermatitis und Urtikaria beschrieben. Exposition gegenüber Sonnenlicht oder künstlichem UV-Licht ist
zu vermeiden.1
KOSTEN: Die zweimal tägliche äußerliche Anwendung (jeweils 1 g) von Nadifloxacin (NADIXA) kostet im Monat 37 € und damit das
Doppelte einer örtlichen Behandlung mit einem preiswerten 2%igen Erythromycin-Externum (z.B. ERYDERMEC 18 €) und 15% mehr als AKNEMYCIN (33
€).
Der äußerlich anzuwendende Gyrasehemmer Nadifloxacin (NADIXA) zur Behandlung der leichten bis mittelschweren entzündlichen Akne
kommt ohne veröffentlichte aussagekräftige Daten auf den Markt.
Äquivalenz oder ein klinisch relevanter Vorteil gegenüber externem Erythromycin (AKNEMYCIN u.a.) ist nicht hinreichend belegt.
Die Verordnung des neuen Akne-Externums kann daher nicht empfohlen werden.
Mittel der Wahl bei entzündlicher Akne bleibt das antimikrobiell wirkende Benzoylperoxid (PANOXYL u.a.). Lokalantibiotika kommen dann in Betracht, wenn die
unter dem Antiseptikum häufige Hautreizung nicht toleriert wird und sind möglichst mit diesem oder Tretinoin (AIROL u.a.) zu kombinieren.
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