|
Ich bin gebeten worden, mich an einer Studie über Vinpocetin zu beteiligen... Ich bin nur bereit, mich an Arzneimittelstudien zu
beteiligen, wenn ein spürbarer Nutzen für die Therapie der Patienten zu erwarten ist. Die mangelhaften Therapiemöglichkeiten von
Hirnleistungsschwächen sind in meinem Fachgebiet besonders bedrückend, dennoch habe ich mich bisher nicht zum Einsatz von Nootropika
entschließen können, da beim kritischen Literaturstudium mir bisher keine Substanz begegnet ist, deren Nutzen nachgewiesen wäre (leider dagegen
aber durchaus Risiken).
Sollte Vinpocetin sich hier anders verhalten? Ich bin doch sehr skeptisch. Ist eine Studie über Vinpocetin überhaupt notwendig, gibt es offene Fragen
bezüglich dieser Substanz, oder muß eher angenommen werden, daß die Studie der Markteinführung dient?...
W. WIEGMANN (Arzt f. Psychiatrie, Dipl.-Psychologe)
D-6749 Klingenmünster
Bei Vinpocetin handelt es sich um ein dem Vincamin verwandtes Alkaloid, dem wie früher dem Vincamin positive Effekte auf Hirnfunktionen zugeschrieben
wurden. Dieses Uraltprodukt steht jetzt zur Nachzulassung an, deshalb belästigt der Hersteller Thiemann Ärzte mit Studienangeboten. Einige klinische
Daten wurden von BLAHA erhoben unter Bedingungen, die ja bekanntlich schon die Gerichte beschäftigt haben (vgl. SZ vom 19. Jan. 1989).
Es liegen keine harten Daten vor, die für einen therapeutischen Nutzen von Vinpocetin bei Patienten mit zerebrovaskulärem oder hirnorganischem
Psychosyndrom sprechen. Es handelt sich somit um eine schlecht dokumentierte Uraltsubstanz, für die seriöse Hinweise auf einen therapeutischen
Nutzen fehlen. Arzneimittelstudien hierzu erübrigen sich u.E. (Red.).
|
| © 1990 arznei-telegramm |