LINEZOLID (ZYVOXID) GEGEN GRAM-POSITIVE BAKTERIEN |
Mit Linezolid (ZYVOXID) ist seit Oktober 2001 in Deutschland ein Antibiotikum gegen gram-positive Erreger aus der neuen Stoffgruppe der Oxazolidinone
erhältlich. Linezolid ist bei ambulant und im Krankenhaus erworbenen Pneumonien sowie bei schweren Haut- und Weichteilinfektionen für die Behandlung
in der Klinik zugelassen.1
EIGENSCHAFTEN: Linezolid wirkt über die Hemmung der Proteinsynthese an Bakterien-Ribosomen. Es wird über den Magen-Darm-Trakt rasch
und vollständig absorbiert. Etwa 35% werden renal eliminiert. Eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz ist nicht erforderlich. Linezolid hemmt reversibel und
nicht selektiv die Monoaminoxidase, wirkt jedoch in den verwendeten Dosierungen nicht antidepressiv.1
WIRKSAMKEIT: Die Zulassung beruht auf überwiegend unveröffentlichten klinischen Studien mit insgesamt mehreren tausend Patienten. In
einer dieser randomisierten Studien soll unter Linezolid bei Infektionen mit Methicillin-resistentem Staphyloccocus aureus nach mikrobiologischer Auswertung bei 26
(79%) von 33 Patienten Heilung erreicht werden, unter Vancomycin (VANCOMYCIN CP LILLY u.a.) bei 24 (73%) von 33.2 Täglich 1,2 g Linezolid sollen bei
Infektionen mit Vancomycin-resistenten Enterokokken Heilungsraten von 67% (39 von 58) erzielen.2
In zwei publizierten randomisierten Doppelblind-Studien heilen schwere Haut- und Weichteilinfektionen unter Linezolid wie unter Oxacillin (STAPENOR) bzw.
Dicloxacillin (DICHLOR-STAPENOR) und nosokomiale Pneumonien wie unter Vancomycin.3,4 Vergleiche mit dem Reservemittel Quinupristin/Dalfopristin
(SYNERCID; a-t 2000; 31: 62-3) fehlen.
STÖRWIRKUNGEN: Das blutschädigende Potenzial von Linezolid fällt auf. Der knochenmarkdepressive Effekt nach längerer
Anwendung erinnert an Chloramphenicol (PARAXIN u.a.). Auch Wirkmechanismus und Merkmale der chemischen Struktur weisen Parallelen zu Chloramphenicol
auf.5,6 Mit Thrombozytopenie ist bei 2% der Behandelten zu rechnen.2 Anämie, Leukozytopenie, Neutropenie und Panzytopenie kommen
vor.1,7,8 Längere Behandlungsdauer, schwere Niereninsuffizienz, zuvor bestehende Blutschädigung sowie blutschädigende Komedikation
erhöhen das Risiko.1,7 Das Blutbild ist deshalb wöchentlich zu kontrollieren und die Behandlung gegebenenfalls abzubrechen.1
Beeinträchtigung des Geschmackssinns (metallisch) sowie typische Antibiotika-Störeffekte wie Superinfektion, Übelkeit und Durchfall sind
häufig. Ferner werden Pankreatitis, Sehstörungen, Tinnitus, Hypertonie, transitorisch ischämische Attacken und Nierenversagen
beschrieben.
Da Linezolid die Monoaminoxidase hemmt, sind vorsichtshalber große Mengen tyraminreicher Nahrungsmittel zu meiden (Gefahr der
Blutdruckkrise).1
Aus klinischen Studien und Erfahrungen nach Markteinführung in Großbritannien und den USA sind Resistenzen gegen Linezolid bekannt. In der
Fachinformation werden diese detailliert,1 tatsächlich jedoch nur unvollständig beschrieben, beispielsweise hinsichtlich Resistenzen bei
Methicillin-resistenten Staphylokokken.9
KOSTEN: Bei der empfohlenen Tagesdosis von zweimal täglich 600 mg (per os sowie i.v.) kostet ein Behandlungstag mit 388 DM bzw. 444 DM
30% bis 180% mehr als für Vancomycin (tgl. 157 DM bzw. 305 DM).
FAZIT: Linezolid (ZYVOXID) ist ein Reserveantibiotikum aus der neuen Stoffgruppe der Oxazolidinone zur Behandlung von Infektionen durch gram-positive
Erreger. Die publizierten klinischen Erfahrungen sind gering. Überlegenheit gegenüber Vancomycin (VANCOMYCIN LILLY CP u.a.) ist nicht belegt. Dieses
bleibt Standard gegen multiresistente Erreger. Linezolid kommt nur bei Resistenzen gegen Vancomycin in Betracht. Auffällige blutschädigende Effekte
erinnern an Chloramphenicol. Besondere Vorsicht und Zurückhaltung erscheinen angebracht. Mit Tageskosten von über 400 DM ist Linezolid bis zu
zweieinhalbfach so teuer wie Vancomycin.
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