THROMBOSEN UNTER NEUROLEPTIKA |
Für psychiatrische Patienten wird allgemein nicht angenommen, dass sie durch Beinvenenthrombosen besonders gefährdet sind. Eine Fall-
Kontrollstudie stützt jedoch jetzt den aus Einzelbeobachtungen abgeleiteten Verdacht (a-t 1997; Nr. 11: 115),
dass die Therapie mit Neuroleptika Thrombosen fördern könnte. Daten von fast 30.000 Patienten unter 60 Jahren, die zwischen 1990 und 1998
Neuroleptika erhielten, gehen in die Studie ein. Personen mit besonderen Risikofaktoren für eine Thrombose sind von der Auswertung
ausgeschlossen.1 Der Grad der körperlichen Aktivität bleibt allerdings unberücksichtigt.2
Die aktuelle Einnahme konventioneller Neuroleptika erhöht demnach das Risiko, erstmals eine tiefe Beinvenenthrombose zu erleiden, im Vergleich zu mehr als
120 Tage zurückliegender Anwendung auf das Siebenfache. Niedrigpotente Antipsychotika wie Chlorpromazin (MEGAPHEN u.a.) oder Thioridazin (MELLERIL
u.a.) lassen eine größere Gefährdung erkennen als hochpotente Neuroleptika wie Haloperidol (HALDOL u.a.). Das Risiko soll in den ersten drei
Monaten der Therapie am größten sein. Auch atypische Neuroleptika wie Clozapin (LEPONEX u.a.) werden mit venösen Thromboembolien in
Verbindung gebracht.3 Für neuere Abkömmlinge wie Olanzapin (ZYPREXA) oder Quetiapin (SEROQUEL) fehlen hinreichende
Erfahrungen.
Die Störwirkung könnte auf erhöhter Plättchenaggregation beruhen, sowie - vor allem bei stark sedierenden niedrig potenten Neuroleptika - auf
Zunahme der venösen Stase.1
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