ELITE* II: KEIN BELEG FÜR GLEICHWERTIGKEIT VON LOSARTAN UND CAPTOPRIL |
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Patienten mit Herzinsuffizienz, die den Angiotensin-II-Antagonisten Losartan (LORZAAR) einnehmen, haben keinen Überlebensvorteil im Vergleich zu
denjenigen, die den ACE-Hemmer Captopril (LOPIRIN u.a.) verwenden. Zu diesem Ergebnis kommt die zweijährige ELITE*-II-Studie, deren Daten jetzt
vollständig veröffentlicht vorliegen.1 Die Standardtherapie mit ACE-Hemmern hat einen gut dokumentierten lebensverlängernden Nutzen.
ELITE II sollte die in einer kleineren Vorläuferstudie überraschend entdeckte geringere Sterblichkeit unter Losartan überprüfen (a-t 1999; Nr. 12: 127).
3.152 Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA II bis IV und Auswurffraktion von 40% oder weniger nehmen täglich bis zu 50 mg Losartan oder 150 mg Captopril ein.
Ein Überlebensvorteil durch Losartan bestätigt sich nicht. Die Gesamtsterblichkeit beträgt 17,7% unter dem Angiotensin-II-Antagonisten im Vergleich
zu 15,9% unter dem ACE-Hemmer. Gemessen an der Abbruchrate (der überlebenden Patienten) wegen unerwünschter Wirkungen wird der Angiotensin-
II-Hemmer besser vertragen. Abbruch wegen Husten kommt unter Captopril allerdings nur um 2% häufiger vor. Der naheliegende Schluss, Losartan sei bei
Herzinsuffizienz zwar keine wirksamere, aber eine ebenso wirksame verträglichere Alternative zu Captopril, ist jedoch falsch. Wie auch die Autoren
hervorheben, kann die Studie keine Gleichwertigkeit der beiden Mittel nachweisen, weil sie darauf nicht ausgelegt war.1,2
In der im Studienplan vorgesehenen Untergruppe der Patienten, die zusätzlich einen Betablocker einnehmen, wirkt sich Losartan sogar deutlich
schlechter auf die Sterblichkeit aus als Captopril. Dieses Ergebnis bedarf der Überprüfung. Es spricht jedoch ebenfalls gegen die Verordnung von
Angiotensin-II-Antagonisten anstelle von ACE-Hemmern, zumal Betablocker inzwischen zu den Mitteln der Wahl bei Herzinsuffizienz zählen. In das Gesamtbild
des ungesicherten Nutzens gehört auch die wegen erhöhter Sterblichkeit und häufigerer Klinikaufnahmen unter Candesartan (BLOPRESS u.a.) im
Vergleich mit Enalapril (XANEF u.a.) vorzeitig abgebrochene RESOLVD**-Studie (a-t 1999; Nr. 10: 110).3
Trotz dieser ungünstigen Daten bei Herzinsuffizienz und fehlender Belege für einen klinischen Nutzen bei Hypertonie wurden Angiotensin-II-
Antagonisten 1999 für fast 1 Milliarde DM verordnet. Diese Kosten haben wesentlich zur Überschreitung des Arznei- und Heilmittelbudgets im
vergangenen Jahr in Höhe von 1,6 Milliarden DM beigetragen.4
FAZIT: Der lebensverlängernde Nutzen von ACE-Hemmern wie Captopril (LOPIRIN u.a.) bei Herzinsuffizienz ist gut dokumentiert. Der therapeutische
Stellenwert der Angiotensin-II-Hemmer bleibt dagegen auch nach Veröffentlichung der ELITE-II-Studie unsicher. Bis zum Nachweis ihrer Wirksamkeit und
Sicherheit raten wir von der Verwendung der teuren Mittel ab.

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