SCHLAGANFALL UNTER TAMOXIFEN (NOLVADEX U.A.) |
Das Antiöstrogen Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) erhöht wahrscheinlich das Schlaganfallrisiko. Neun Monate nach Publikation einer
kontrollierten Studie zur Behandlung des duktalen Carcinoma in situ, in der Tamoxifen zusätzlich zur Strahlentherapie bei insgesamt 1.804 Frauen verwendet
wird,1 räumen die Autoren ein, dass es sechs Schlaganfälle gegeben hat, davon fünf unter Verum.2 In der
Brustkrebspräventionsstudie3 mit 13.000 Teilnehmerinnen liegt die Rate pro 1.000 Frauenjahre unter dem Antiöstrogen bei 1,45, unter Plazebo
bei 0,92 (relatives Risiko: 1,59).2,3 Tamoxifen würde somit bei Gesunden einen zusätzlichen Schlaganfall pro 2.000 Frauen und Jahr
verursachen. Das 95%-Konfidenzintervall (CI) ist allerdings weit (0,93-2,77) und schließt die 1 ein (= nicht signifikant).4
Ein erhöhtes Risiko venöser Thrombosen in Verbindung mit Tamoxifen ist bekannt. Auch Hinweise auf arterielle Thrombosen sind nicht neu.5
Nach retrospektiver Auswertung randomisierter Studien zur adjuvanten Brustkrebstherapie haben Frauen vor den Wechseljahren unter Chemotherapie plus
Tamoxifen ein signifikant höheres Risiko arterieller Thrombosen als unter Chemotherapie allein.6
Tamoxifen wirkt bei Mammakarzinom nachweislich lebensverlängernd (a-t 1999; Nr. 1: 18). Die Nutzen-
Schaden-Bilanz bei dieser Indikation bleibt positiv. Für die (hierzulande nicht zugelassene) Brustkrebs-Vorbeugung gesunder Frauen (a-t 1998; Nr. 12: 110) hätte ein Anstieg des Schlaganfallrisikos jedoch Bedeutung.
Unklar ist, ob auch das verwandte Raloxifen (EVISTA; a-t 1998; Nr. 9: 81-2 und 1999; Nr. 10: 97-8) die Gefährdung erhöht. Das Risiko venöser Thrombosen einschließlich
Lungenembolien steigt unter Raloxifen auf das 2,5-fache (95% CI: 1,23 bis 5,02).7 Hersteller Lilly sind "vereinzelte Fälle von Schlaganfall und
TIA"8 gemeldet worden.
FAZIT: Das Antiöstrogen Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) erhöht das Risiko venöser und arterieller Thrombosen. Auch Schlaganfälle nehmen
wahrscheinlich zu. Tamoxifen wirkt bei der Therapie von Brustkrebs lebensverlängernd. Die Nutzen-Schaden-Bilanz bleibt dabei positiv. Für die
Prüfung eines prophylaktischen Nutzens kann das Risiko jedoch von gravierender Bedeutung sein.
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