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Ein 27-jähriger Mann, der bereits mehrfach die atypischen Neuroleptika Clozapin (LEPONEX u.a.) und Olanzapin (ZYPREXA u.a.; s. Seite 30) eingenommen
hat, erhält während einer schweren schizophrenen Episode nach Versagen konventioneller Neuroleptika erneut Olanzapin. Neun Tage später ist die
vor Therapiebeginn unauffällige Leukozytenzahl auf 3.400/µl gesunken. Olanzapin wird abgesetzt. Dennoch entwickelt sich in den folgenden drei Tagen
eine fieberhafte Agranulozytose.1 Auch eine 27-jährige Frau erleidet eine Agranulozytose unter Einnahme von Olanzapin und Amitriptylin (SAROTEN
u.a.).2
Das strukturverwandte Clozapin hat wegen seines Agranulozytose-Risikos von bis zu 2% Reservestatus. Bereits 1997 wurde eine Agranulozytose auch in
Verbindung mit Olanzapin bekannt (a-t 1997; Nr. 10: 103-5). Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte liegen vier Meldungen vor.3 Hersteller Lilly will Verdachtsberichte offensichtlich wegdiskutieren. So sei bei dem oben beschriebenen
Ereignis1 eine ätiologische Zuordnung "schwierig, da mehrere Olanzapin-Behandlungsepisoden ohne hämatologische Zwischenfälle
voran gegangen waren".4 Ähnlich wird mit anderen Verdachtsberichten verfahren. Maßnahmen zur Risikoabwehr wie häufigere
Blutbildkontrollen - von uns mehrfach gefordert - bleiben dabei auf der Strecke, -Red.
Das maligne Neuroleptika-Syndrom (MNS) kommt bei bis zu 2,5% der Behandlungen mit Neuroleptika vor, aber auch unter Metoclopramid (PASPERTIN u.a.),
Lithium (QUILONUM u.a.) oder Antidepressiva wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Es ist durch extrapyramidale Störungen, Zeichen
einer autonomen Dysregulation wie Hyperthermie, Veränderungen von Blutdruck und Herzfrequenz und pathologische Laborparameter, insbesondere
erhöhte Kreatinkinasewerte, charakterisiert. Mit schwerem, auch tödlichem Verlauf ist zu rechnen.
"Atypische" Neuroleptika sollen mit geringerer Gefährdung einhergehen als die älteren Produkte. Für Olanzapin wurden die ersten Berichte
über MNS 1998 veröffentlicht. Die Fachinformation enthält einen Hinweis. Inzwischen sind zahlreiche MNS-Berichte in Verbindung mit Olanzapin
bekannt.5-7 Auch für Risperidon (RISPERDAL) liegt eine Reihe von Mitteilungen vor.8
Unter Neuroleptika - auch unter "atypischen" - kann die Kreatinkinase (CK) steigen. Erhöhte Werte weisen auf ein beginnendes MNS hin.
Vorsichtshalber wird angeraten, zumindest zu Beginn der Therapie mit Olanzapin die CK zu bestimmen.9 Ist ein MNS eingetreten, wird ein neuroleptikafreies
Zeitintervall von zwei Monaten empfohlen.10
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