BRUSTKREBS DURCH SEXUALHORMONE: GESTAGENE ZUSÄTZLICH RISKANT |
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Daten zum Einfluss von Sexualhormonen nach den Wechseljahren auf das Brustkrebsrisiko beziehen sich bisher überwiegend auf alleinige
Östrogeneinnahme. Nach einer Metaanalyse nimmt das relative Risiko nach mehr als fünfjähriger Anwendung um 35% zu (a-t 1997; Nr. 11: 118).1 Jetzt deutet sich an, dass die Kombination mit Gestagenen, die für Frauen mit
Gebärmutter die Gefährdung durch Endometriumkarzinom verringert (a-t 1997; Nr. 3: 34), das
Brustkrebsrisiko zusätzlich erhöht. Nach einer US-amerikanischen Kohortenstudie mit mehr als 46.000 Teilnehmerinnen steigt - ausgehend von einer
Inzidenz von 4 pro 1.000 Frauenjahre ohne Hormoneinnahme - das relative Risiko unter Östrogenen allein um 20%, unter Gestagenzusatz um 40%. Je
länger die Hormone eingenommen werden, desto höher das Risiko. Nach Absetzen gleicht es sich innerhalb weniger Jahre wieder dem von
Nichtanwenderinnen an.2
Eine deutliche Zunahme der Gefährdung ergibt sich allerdings nur für schlankere Frauen mit Body-Mass-Index bis 24,4 kg/m2. Mit jedem Jahr des
Gebrauchs von Östrogenen allein erhöht sich für diese Frauen das Brustkrebsrisiko um 3%, unter Östrogen-Gestagen-Kombinationen aber um
12%. Der fehlende Risikoanstieg bei höherem Körpergewicht könnte durch die gewichtsabhängig höheren endogenen
Östrogenspiegel erklärt werden. Möglicherweise lassen sich die stimulierenden Effekte auf das Brustgewebe durch exogene Hormonzufuhr hier nicht
mehr steigern.2
Eine schottische Studie mit mehr als 1.100 Krebspatientinnen3 widerspricht älteren Daten, wonach sich unter Hormoneinnahme Tumoren mit
günstigerer Prognose entwickeln sollen.4 In der neuen Untersuchung unterscheiden sich Größe, Typ, Grad und Lymphknotenbefall der
Karzinome nicht von denen bei Nichtanwenderinnen.3 Zu ähnlichem Ergebnis kommt auch die US-amerikanische Studie.2
FAZIT: Die langfristige Einnahme von Sexualhormonen nach den Wechseljahren hat keinen in randomisierten Interventionsstudien nachgewiesenen Nutzen (a-t 1998; Nr. 9: 83; 1999; Nr. 4: 42-4). Gestagenzusatz verringert bei Frauen mit Gebärmutter die Gefährdung
durch Endometriumkarzinom, geht aber anscheinend mit einem noch höheren Brustkrebsrisiko einher als die alleinige Östrogenanwendung. Die Nutzen-
Risiko-Bilanz der Langzeiteinnahme ist deshalb negativ.
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