TYP-2-DIABETES BEI KINDERN NACH WACHSTUMSHORMON (HUMATROPE U.A.) |
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Kinder, die mit Wachstumshormon (Somatropin; HUMATROPE u.a.) behandelt werden, entwickeln deutlich häufiger einen Typ-2-Diabetes als gleichaltrige
nicht behandelte Kinder und Jugendliche. Nach retrospektiver Analyse von Daten des Somatropin (GENOTROPIN)-Herstellers Pharmacia & Upjohn steigt das Risiko
etwa auf das Sechsfache. Gemäß den Kriterien der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) wird pro 100.000 Anwenderjahre bei 46,3 der 10- bis 19
-Jährigen ein Typ-2-Diabetes festgestellt. In dieser Altersgruppe wäre nach einer zum Vergleich herangezogenen US-amerikanischen Studie eine Inzidenz
von 7,2 zu erwarten. Ähnliches trifft für Jüngere zu: Bei den 6- bis 14-Jährigen finden sich 27,9 Erkrankungen im Vergleich zu der zu
erwartenden Häufigkeit von 4,6 pro 100.000 Jahre. Nach Absetzen von Wachstumshormon bildet sich die Stoffwechselstörung nicht zurück.
Die Häufigkeit des primär insulinpflichtigen (Typ-1-) Diabetes nimmt nach diesen Daten nicht zu.1
Erhöhte Insulinkonzentrationen und andere Zeichen der Insulinresistenz in Verbindung mit Wachstumshormon sind seit Langem bekannt. Bei Patienten mit
Akromegalie beträgt die Diabeteshäufigkeit bis zu 27%. Daten zur Häufigkeit bei der Behandlung kleinwüchsiger Kinder ließen bisher kein
erhöhtes Risiko erkennen. Ein begleitendes Editorial merkt kritisch an, dass die Autoren (darunter zwei Firmenmitarbeiter, -Red.) knapp die Hälfte der dem
Hersteller gemeldeten Berichte über gestörten Glukosestoffwechsel von der Analyse ausschließen, weil sie die ADA-Kriterien nicht erfüllen.
Diese Kriterien fordern zwar einen niedrigeren Normalwert für den Nüchternblutzucker, nicht aber den Glukose-Toleranz-Test. Nimmt man diese Kinder
hinzu, errechnet sich eine Häufigkeit von Typ-1- und Typ-2-Diabetes sowie gestörter Glukosetoleranz von insgesamt 3 bis 4 pro 1.000
Anwender2 - eine Größenordnung, die Anlass gibt, die Nutzen-Schaden-Bilanz von Wachstumshormon neu zu überdenken, besonders
außerhalb zugelassener Indikationen (gesicherter Wachstumshormonmangel und ULLRICH-TURNER-Syndrom; a-t
1996; Nr. 5: 44, 1997; Nr. 11: 117).
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