Wechseljahre - Gesund durch Hormone oder Hormone für Gesunde? Der Verdacht, dass der angebliche Schutz vor
kardiovaskulären Erkrankungen durch Hormoneinnahme nach den Wechseljahren auf dem sogenannten Healthy-user-Effekt beruht, wird seit langem
geäußert. Östrogenanwenderinnen wären danach von vornherein gesünder als Frauen, die keine Hormone einnehmen - sei es, dass
Frauen mit besserer Bildung und höherem sozioökonomischen Status eher Zugang zu der Therapie haben, sei es, dass Frauen mit chronischen
Erkrankungen oder Risikofaktoren Hormone eher zurückhaltend verordnet bekommen. So gibt es beispielsweise keine plausible Erklärung dafür,
dass in den Beobachtungsstudien zur Hormoneinnahme parallel zu kardiovaskulären Erkrankungen auch Krebserkrankungen "verhindert werden".
Niederländische Epidemiologen werten diesen Befund als Hinweis auf den "Healthy-user-Effekt" (POSTHUMA, W. S. M. et al.: Brit. Med. J. 308
(1994), 1268). Daten einer Bevölkerungsstudie aus Schweden stützen den Verdacht. Die Charakteristika von künftigen Hormonanwenderinnen
werden prospektiv mit denen verglichen, die keine Hormone einnehmen. Anwenderinnen haben vor Beginn der Behandlung ein deutlich günstigeres
kardiovaskuläres Risikoprofil. Am stärksten unterscheiden sich die beiden Gruppen in ihrem systolischen Blutdruck und sozioökonomischen Status
(RÖDSTRÖM, K. et al.: Brit. Med. J. 319 (1999), 890). Die einzige bisher veröffentlichte randomisierte Interventionsstudie zur
Sekundärprophylaxe der koronaren Herzkrankheit mit Hormonen kommt zu negativem Ergebnis. Im ersten Studienjahr nehmen Herzinfarkte und koronare
Todesfälle unter Verum sogar zu (a-t 9 [1998], 83). Solange Nutzenbelege aus randomisierten Studien fehlen, ist
die Langzeiteinnahme von Hormonen zum Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen abzulehnen. Eine manifeste koronare Herzkrankheit erachten wir als
Gegenanzeige, - Red.
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